In der Schweiz sammeln sich immer mehr qualitativ hochwertige und originelle Black-Metal-Bands. Neben Bands wie MATTERHORN, BÖLZER oder AARA macht vor allem das sogenannte “Helvetic Underground Committee” um Bands wie UNGFELL, ATEIGGÄR und viele mehr auf sich aufmerksam – einerseits durch bestechende Qualität und andererseits durch die Tatsache, dass sich hier etwa sieben Musiker auf geschätzte 18 Bands verteilen. Zu diesem schwarzen Zirkel gehören auch KVELGEYST, die bereits 2019 durch das Debüt “Alkahest” auf sich aufmerksam machen konnten, auch wenn wir sie bei metal.de bisher leider übersehen haben.
Geprägt von avantgardistischem Geist
Bei KVELGEYST tummeln sich übrigens UNGFELL-/ATEIGGÄR-Sänger bzw. Gitarrist Menetekel als Bassist, Drummer Vâlant, der ebenfalls in den beiden zuvor genannten Bands spielt und Nachtjäger, der sonst bei TEMPLE WOLF und URGEIST spielt. Zwar fehlt KVELGEYST das folkige Element von UNGFELL, jedoch zeichnen sich beide Bands durch eine ähnliche, glaubwürdige Schrulligkeit aus. Allein die aktuellen Bandfotos sprengen jedes Black-Metal-Klischee, für das Euronymous einst unter Todesdrohungen kämpfte und erinnern an Ideen, auf die die verrückten Belgier LUGUBRUM kommen könnten.
Musikalisch sind KVELGEYST ohne Zweifel erhaben. Insgesamt rödelt ihr Black Metal teilweise so rau und urgewaltig wie NEGATIVE PLANE oder FUNEREAL PRESENCE, wofür vor allem die tolle Produktion sorgt. Auf der Detail-Ebene haben die Schweizer ein ganz und gar außergewöhnliches Kunstwerk erschaffen, das deutlich von der avantgardistischen Mentalität der Schweizer Vorväter CELTIC FROST und SAMAEL gezeichnet ist. Wer sonst vermag es, Saxofon oder elektronische Soundscapes in die Musik einzuflechten, ohne auch nur ein Quäntchen Brutalität einzubüßen?
KVELGEYST zwischen Tradition und Innovation
Dazu ist “Blut, Milch und Thränen” als Gesamtwerk überaus stimmig. Die sechs Songs sind eigentlich nur zwei Stücke, jeweils geteilt in drei Stufen, sodass am Ende wie bei der kabbalistischen Leiter sechs Stufen stehen. Zwar sind Alchimie und Kabbala im Black Metal alles andere als neu. Gerade aber durch die frühneuhochdeutsch anmutenden Texte und das stimmige Artwork stechen KVELGEYST zwischen all den anderen musizierenden Kutten und Geheimlogen heraus. Die Arbeit mit musikalischen Leitmotiven verleiht “Blut, Milch und Thränen” zusätzliche Kohärenz und lässt die Platte als Ganzes sehr schlüssig wirken. KVELGEYST demonstrieren, wie man Black Metal linientreu und gleichzeitig mit Blick über den Tellerrand inszenieren kann und dafür haben sie nichts anderes als Liebe verdient. Klare Empfehlung!
Danke fürs „Erinnern“. Ich hatte nicht auf dem Schirm das von denen was Neues kommt. Ich bin sehr gespannt. „Alkahest“ war schon ein wirklich tolles Debüt. Das ganze Treiben des Helvetic Underground Committee erinnert mich an die guten alten Wod-Van Zeiten wo sich die ganzen Aachener Musiker in ihren Projekten unterstützt haben.
Eine der Platten die aufgrund ihrer Kauzigkeit definitiv cool werden könnte. „Alkahest“ hat mir jedenfalls sehr gefallen, und das HUC ist eh unterstützenswert.
Das geht absolut in Ordnung, alleine der Bandname KVELGEYST ist ja schon sehr amüsant! :)) LUGUBRUM habe ich früher auch sehr oft und gerne gehört.
Von den elektronische Soundscapes habe ich jetzt aber zumindest beim Videosong nicht’s vernommen, oder ist damit das Intro/Outro gemeint?
Nach nem halben Jahr Rotation lad ich hier nochmal was ab. Hab mich am Anfang schwer getan, auch weil „Alkahest“ so großartig war und einige Ideen nicht weiterverfolgt wurden.
Mittlerweile hab ich mich aber dutzende Male vergewissert: „Blut, Milch und Thränen“ ist zwar etwas ‚leichter‘, macht aber hemmungslos und glücklich. Pralle Platte. Und mal wieder ein Statement für Kreativität und Genialität des HUC.