Kvelertak - Endling

Review

Galerie mit 29 Bildern: Kvelertak - Kroterveg Te Helvete Tour 2023

Eine kleine Sensation war es, als KVELERTAK vor 13 Jahren ihr Debütalbum veröffentlichten. Zuvor hatte man kaum eine ähnlich bissige Mischung aus Garagenrock, Punk und Black Metal gehört. Natürlich ist und bleibt es für junge, innovative Bands eine schwere Last, gegen Abnutzungserscheinungen auf den Folgewerken anzukämpfen. Den Norwegern ist es über die Distanz von mittlerweile vier Alben aber immer wieder gelungen, starke Songs zu produzieren, die vielleicht etwas an Rohheit eingebüßt haben, dafür aber umso – jawohl – tanzbarer geworden sind.

KVELERTAK und die großen Melodien

Mit „Endling“ erscheint jetzt die fünfte Ausgabe der Indie-Black-Metaller. Zwar ist das Artwork im Vergleich zum Vorgänger „Splid“ deutlich düsterer, aber schon der Auftakt „Krøterveg Te Helvete“ verliert sich nach einem flächig atmosphärischen Intro in einem klassischen Rock-Stampfer. Der 4/4-Takt lädt unwiderstehlich, mindestens zum Kopfnicken ein und es fehlt eigentlich nur noch eine Cowbell um das Rockerherz vollends aufgehen zu lassen. Mit über sieben Minuten geht der Song  auf eine unverwechselbar KVELERTAKsche ekstatische Reise und wird flankiert von sprachlich unverständlichen (sofern man der norwegischen Sprache nicht mächtig ist), aber doch mitreißenden Textpassagen.

„Endling“ erzählt die Wahrheit

Inhaltlich verarbeiten die Norweger auf den zehn neuen Stücken, die wahren Geschichten der heimischen Folkore. Gitarrist Vidar Landa spricht dabei von alten Mythen, Kulturen und Ritualen, die eben nicht in einer Serie auf Streaming-Portalen zu sehen sein würden. Dazu passt es dann auch, dass neben den drei Fuzz-Gitarren auch volkstümliche Instrumente (Banjo) und akustische Gitarren zum Einsatz gebracht werden. Alles in allem erfinden KVELERTAK ihr eiförmiges Rad zwar nicht neu, die auf den ersten Blick merkwürdig anheimelnde Mixtur aus AC/DC-Hardrock, wütendem Keifen und endlosen Melodien, funktioniert aber immer noch.

Es bleibt kaum Zeit für eine Verschnaufpause, immer wieder drückt das Sextett aufs Gaspedal und streift bei „Døgeniktens Kvad“ das glitzernde Partygewand für einen Augenblick, zugunsten eines auftreibenden Black-Metal-Intros ab, bevor das Banjo gezückt wird und ein paar zynische Riffs aus den Boxen flirren. Mit diesem Song kriegen KVELERTAK gerade noch die Kurve und beweisen auch den letzten Zweiflern, dass ihr Ideenreichtum noch nicht ausgeschöpft ist.

Spaß und Wut, Tanz und Glück

So möchte die lyrische Themenwahl zwar nicht so richtig zur Musik passen, aber die Norweger haben auf unausgesprochene Konventionen auch noch nie etwas gegeben. „Endling“ könnte als das Konsenswerk von 2023 in die Geschichte eingehen, zu dem man freudig in Streitereien über Tveness eskalieren oder Arm in Arm mit Konzertnachbarn glückselig headbangen will.

Leute, die zum Lachen auf einen anderen Kontinent reisen, werden natürlich bemängeln, dass KVELERTAK trotz allem zu eingängig die Gehörgänge des Mainstreams infiltrieren und sich zu großen Teilen doch wieder selbst kopieren („Skoggangr“). Aber genau das macht die Band einfach großartig.

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03.09.2023

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