KURGAN sind noch ein relativ unbeschriebenes Blatt im undurchdringlichen Wald all der Metal Bands dort draußen. Gemeint sind übrigens KURGAN aus Dänemark – eine bekannte Online-Enzyklopädie spuckt immerhin ganze sechs Kapellen dieses Namens aus. Bislang haben die fünf Herren es seit ihrer Gründung lediglich auf ein selbstbetiteltes Demo gebracht. Für das erste Album „Yggdrasil Burns“ hat man aber direkt einen Label-Deal mit Massacre Records in der Tasche. Enthalten sein soll Melodic Death Metal. Mittlerweile ein weites Feld, daher folgt ein Versuch der genaueren Eingrenzung.
KURGAN – Schwer zu definierende Musik?
Der Name ist Programm: „Hellstorm“ beginnt nicht nur mit Sturmgeräuschen und peitschender See. Das Gaspedal wird gleich extrem durchgedrückt, geboten wird eher klassischer Death Metal skandinavischer Prägung, hier noch mit recht deutlichem Old-School-Touch. Sogar einige Thrash-Elemente lassen sich ausmachen.
„The Fall Of Asgard“ sorgt aber bereits für Stirnrunzeln. Soso, laut Promo-Zettel hat die Band beschlossen „alle Grenzen zwischen den Subgenres zu überwinden“, weshalb es ihr auch sehr schwer fallen würde, ihre eigene Musik zu definieren. Um ehrlich zu sein, so schwer ist das nun wirklich nicht. Während Frontgrunzer Brian Petersen im Opener noch zwischen tiefem Raunen und hoher Raserei pendelt, schleichen sich im nachfolgenden Mid-Tempo-Smasher doch deutliche Ähnlichkeiten zu einem gewissen Johann Hegg ein. Auch ansonsten drängt sich der Vergleich mit AMON AMARTH überdeutlich auf, egal ob man die Riffs oder die Lyrics betrachtet. Zugegebenermaßen packt Leadgitarrist Thomas Hvisel allerdings ein paar tolle Leads aus und zockt seine pfeilschnellen Soli gekonnt.
Textlich ändert sich auch im titelgebenden Track des Albums nichts: Odin hier, Asgard da. Das kleine Einmaleins der Wikinger-Lyrik beherrschen KURGAN auf jeden Fall. Spannendes Songwriting allerdings nicht immer, die Nummer plätschert vor sich hin und ist arm an Highlights. So geht es letztlich auch weiter, wirklich heraus sticht immer wieder nur die Leadgitarre. Immerhin schafft man es in Songs wie „Rise“ durch häufige Tempowechsel eine gewisse Abwechslung einzustreuen.
Übles ahnen lässt zunächst der Songtitel „Für Lise“. Erfreulicherweise handelt es sich aber nur um ein Wortspiel und nicht um ein Beethoven-Cover. Auch um eine Ballade handelt es sich, wie der zaghafte Beginn suggeriert, nicht. Das Hauptthema des erneut im mittleren Tempo beheimateten Songs bleibt sofort im Gehörgang und der ruhige Mittelteil kann für dichte Atmosphäre sorgen. Einer der stärksten Tracks der Platte. Das eigentliche Highlight findet sich jedoch ganz am Schluss. „Over The Lands, Into The Sea…“ wirkt mehr gekonnt, weniger gewollt und vor allem weniger steif. Die wechselnden, aber immer gelungenen Melodien können wirklich mitreißen und sollten gerade bei Genrefans für Begeisterung sorgen. Das mit fast 3 Minuten viel zu lange Outro ist allerdings überflüssig.
Wenig Eigenständigkeit und hölzernes Songwriting – „Yggdrasil Burns“
Potential lassen KURGAN durchaus erkennen, vor allem Leadgitarrero Thomas Hvisel, der hier auf sehr hohem Niveau zockt. Auch der Rest der Band beherrscht sein Handwerk, auch wenn vielleicht ein paar kleine Ungenauigkeiten im Drumming ausmachbar sind. Da man sich mit Tue Madsen für Mix, Mastering und Produktion einen Routinier an Bord geholt hat, gibt’s hier auch nichts zu meckern.
Leider klingt aber wirklich fast jeder Song nach AMON AMARTH, ohne wirklich neue Akzente setzen zu können oder wirklich besser zu sein als das „Original“. Die Viking-Lyrics biedern sich auch entsprechend an und fallen des Öfteren platt bis gar ein wenig peinlich aus. Die Songs versucht man zwar durch Tempowechsel abwechslungsreich zu gestalten, geht hier aber oft nach Schema F vor, weshalb sich spätestens nach der Hälfte des Albums Längen einstellen, auch da sich einiges an Durchschnittsware eingeschlichen hat.
Mit etwas mehr Eigenständigkeit und weniger hölzernem Baukasten-Songwriting, ließen sich die vorhandenen guten Ideen, vor allem im Bereich stimmiger Melodien und gelungener Soli, sicher besser in Szene setzen. So bleibt „Yggdrasil Burns“ eher ein zwar recht gelungener, aber keinesfalls begeisternder AMON AMARTH-Tribut.
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