Schnee, Eis und winterliche Trostlosigkeit hierzulande, was kann da stimmungstechnisch passender sein als eine schön düstere Death-/Doom-Scheibe? Gar nix, mal von der „At The Heart Of Winter“ von IMMORTAL abgesehen. Das Quintett KUOLEMANLAASKO, wie der Name schon vermuten lässt finnischer Herkunft, bewirbt sich mit ihrer nunmehr zweiten Vollveröffentlichung darum, den Soundtrack für melancholische Winterabende zu liefern. Nachdem das Debüt der Düsterheimer bereits einiges Kritikerlob auf sich gezogen hat, möchte „Tulijoutsen“ hieran nun nahtlos anknüpfen, und eines vorweg: Der Nachfolger zu „Uljas uusi maailma“ ist sogar noch ein bisschen stärker geworden als Werk aus dem Jahre 2012.
Grundsätzlich bleibt man sich selbst und den eigenen Stärken zunächst treu: Wie auch auf der Vorgängerscheibe bildet schwerer, dunkler Doom die Grundlage der musikalischen Ausrichtung. An die als maßgeblichen Einfluss benannten TRIPTYKON erinnert dabei besonders die schleppende Gitarrenarbeit sowie das sehr variantenreiche Schlagzeugspiel (bei dem Track „Verihaaski“ wartet man eigentlich nur auf den Gesangseinsatz von Tom G. Warrior…). Zudem hat man sich passenderweise erneut für eine Produktion von V.Santura, der bei der CELTIC FROST-Nachfolgekapelle die Gitarre bearbeitet, entschieden, und dieser hat gewohnt gute Arbeit abgeliefert – die Songs schallen wunderbar klar und transparent aus den Boxen.
Aber KUOLEMANLAASKO sind viel mehr als eine bloße Kopie von TRIPTYKON, man hat sich einiges einfallen lassen, um dem Sound einen ganz eigenen Charakter zu verleihen. Das gesamte Songmaterial fällt deutlich avantgardistischer und unkonventioneller aus als bei den meisten anderen Bands dieses Genres, vergleichbar vielleicht mit dem ausufernden Kompositionen von MY DYING BRIDE. So variiert Frontmann Kotamäki (u.a. SWALLOW THE SUN) äußerst abwechslungsreich zwischen Growlen, Flüstern und Singen, neben weiblichem Backgroundgesang setzt man zudem auf starke Folkelemente und dazu poppige, teilweise sogar an die Landsleute AMORPHIS erinnernde Melodien. Dies alles gibt der Scheibe, neben ausreichender Dunkelheit, den typisch morbiden und individuellen Charme, wie ihn eigentlich nur finnische Bands so gut hinbekommen. Passenderweise sind das Albumthema und die Lyrics dann auch inspiriert von finnischer Folklore und Literatur – was einem aber ohne Sprachkenntnisse beim Zuhören leider verborgen bleibt.
Nichtsdestotrotz: Das außergewöhnliche „Glastonburyn Iehto“ , das eine schräge Folknummer im Stile von HEXVESSEL ist (und was die Jungs um Multitalent Kvohst auch nicht hätten schöner schreiben können), „Arpeni“, dessen Leadgitarre sich ins direkt Hirn zimmert und da auch nicht mehr raus will, sowie nicht zuletzt das schwarze Albumhighlight „Veerihaski“, vermitteln eine Stimmung so undurchdringlich wie ein nordischer Tannenwald.
Insgesamt bleibt nur ein wenig Kritik auf hohem Niveau, so fällt „Musta“ in der Mitte des Albums ein bisschen uninspiriert aus, und die atmosphärische Dichte wird nicht ganz über die gesamte Spielzeit konsequent aufrechterhalten.
Ein starker Auftritt, der schweren Doom mit zuckersüßen Melodien garniert und allen Freunden finnisch-avantgardistischer Düstermusik uneingeschränkt zu empfehlen ist.
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