Krypteria - All Beauty Must Die

Review

Im Fußball redet man immer davon, dass starke Einzelspieler alleine keine Spiele gewinnen können. Im Zweifelsfall gilt hier die uralte Weisheit von Sepp Herberger: 11 Freunde müsst ihr sein! Nur als Team sind überdurchschnittliche Leistungen möglich. Ein Musical-Darsteller, ein Gitarrist und Produzent, dessen Haus bereits die ein oder andere Auszeichnung schmückt, eine studierte Sängerin und Pianistin und ein Bassist, der sich seit Jahrzehnten erfolgreich in der Szene herumtreibt. KRYPTERIA bestehen zweifellos aus tollen Einzelkünstlern. Aber wie sieht es mit der Teamleistung aus? Das lässt sich am besten anhand ihrer neuen Veröffentlichung “All Beauty Must Die“ überprüfen.

Was das Kölner Quartett schon immer ausgezeichnet hat war die Tatsache, dass sie eine ganze Spur heftiger zu Werke gehen als die sonstigen Genre-Vertreter. Und so finden sich auch auf dieser Scheibe wieder eine Menge tonnenschwere Riffs und treibende Rhythmen, welche die Basis für den weiblichen Gesang bilden. So weit, so bekannt. Aber das Quartett belässt es eben nicht dabei. Immer wieder finden sich auch überraschend moderne Elemente, die man so nicht erwartet hätte. Ob es die ungewöhnliche, aber funktionierende Rhythmus-Arbeit in “Fly Away With Me“, die chaotisch-charmante Melodieführung in “Thanks For Nothing“ oder die Rap-Einlage in “Turn The World Around“ ist, die nur von Drummer R.C. Kuschnerus stammen kann. Diese Elemente sind es, welche die Songs auf dem Album so kurzweilig machen. Es gibt einfach immer wieder etwas Neues zu entdecken und auch nach dem zigsten Durchlauf wird es einfach nicht langweilig.
Natürlich haben auch die Musiker einen nicht ganz kleinen Anteil an diesem Eindruck. Die Rhythmus-Fraktion mit Drummer R.C. Kuschnerus und Basser Frank Stumvoll gibt sich betont abwechslungsreich. Innerhalb der einzelnen Songs setzen sie munter Breaks und Geschwindigkeits-Wechsel ein, kehren aber immer wieder zu einer eingängigen Grundstruktur zurück. Auch Gitarrist Chris Siemons zeigt sein phänomenales Können, indem er Riffs raus haut, die auch in manch wesentlich härterem Genre durchgehen würden und diese mit zarten Melodien kombiniert. Dieser Dualismus sorgt für das gewisse Etwas. Gekrönt wird das Ganze aber wie immer von Sängerin Ji-In, die durchweg beweist, was es heißt studierte Sängerin und Pianistin zu sein. Ihr Gesang ist mal zerbrechlich-emotional, mal rotzig-druckvoll und immer auf dem Punkt. Sie holt den Hörer dort ab, wo er steht, und nimmt ihn mit in die ansprechenden Thematiken der einzelnen Lieder. Und wie selbstverständlich hat sie auch dieses Mal wieder Piano-Melodien beigesteuert, die ihresgleichen suchen und den Songs noch mehr Vielschichtigkeit verleihen.
Alleine in der Instrumentalarbeit gibt es massenweise zu entdecken. Beim  Songwriting scheinen sich KRYPTERIA also richtig viel Mühe gegeben zu haben. Die Rädchen ihres musikalischen Materials greifen perfekt ineinander, die Songs finden genau die richtige Mischung zwischen Eingängigkeit und musikalischem Anspruch. Natürlich ist auch die Produktion wieder von einmaliger Qualität. Hat Chris sie doch auch dieses Mal in die Hand genommen. Und der Mann hat in seinem Hauptberuf als Produzent nicht umsonst schon mehrfach Gold und Platin eingefahren.
Bei einer so ausgezeichneten Platte ist es natürlich schwer Anspieltipps zu finden. Dennoch gibt es ein paar ganz besondere Songs, die nicht unerwähnt bleiben sollten: “Fly Away With Me“ ist ein Mid Tempo-Stampfer, der zielgenau die Mischung aus Heaviness und Melodiösität beschreibt, welche diese Combo so einmalig macht; “Thanks For Nothing“ bietet neben dem angesprochenen Rap-Part noch eine chaotisch-kraftvolle Grundstruktur, die sich jedoch in einem wunderschönen Solo auflöst; als Bonus-Track findet sich eine Piano-Version des bisher größten Band-Hits “Liberatio“ auf dem Silberling; und dann ist da ja auch noch “The Eye Collector“, ein epischer Long-Track, der die Geschichte des gleichnamigen Buches von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek erzählt und in seiner Intensität in diesem Genre als einmalig angesehen werden kann.

Um also auf die Fragestellung vom Anfang dieses Artikels zurück zu kommen: KRYPTERIA sind ein Team. Das haben sie mit “All Beauty Must Die“ eindrucksvoll bewiesen. Die Summe der überragenden Einzelkönner formt hier eine Einheit, die Qualität auf allerhöchstem Niveau abliefert. Da verkommen Gastauftritte von Weltstars wie DORO oder Tobias “Eggi“ Exxel (EDGUY) zu bloßen Randnotizen. Es ist eben wie im Fußball: Auch dort fallen die größten Stars meist kaum auf, wenn ihre Mannschaft sowieso schon überragend spielt.

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20.04.2011

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4 Kommentare zu Krypteria - All Beauty Must Die

  1. Anonymous sagt:

    Was zur Hölle wird hier ständig von Einzelkönnern und Team geschwaffelt? Aushängeschild bleibt die Sängerin, der Rest sind Musiker, die sich in anderen Bands scharrenweise tümmeln? Reden wir hier von einer Supergroup, die oftmals im Zusammenspiel scheitert? Wohl kaum. „Tatsache, dass sie eine ganze Spur heftiger zu Werke gehen als die sonstigen Genre-Vertreter“ – öhhhm, nein?
    Der Schlagzeuger ist übrigens einer der schlechtesten, die ich je live erlebt habe – soviel zum Thema Einzelkönner (im Posen evtl. ja). Mit Gothic hat das auch nur bedingt was zu tun. Female Fronted Power Metal, der sich auch oft in ein symphonischen Evanescence-Rock-Gewand einhüllt. Mit Metal hat das für mich wenig zu tun, aber nun gut. Auf jeden Fall wird es bei Krypteria nicht langweilig, da sie musikalisch weit gesponnen sind und viele Ideen in ihren Song umsetzen. Das bringt Abwechslung, die oftmals bei Genre-Kollegen fehlen. Aber mir ist das zu catchy und weichgespült.

  2. doktor von pain sagt:

    Meine Zusammenfassung von Krypteria: langweilig, weichgespült, hausfrauenkompatibel.

    2/10
  3. Laniakea sagt:

    Bei Metal.de wird man in Sachen Reviews ständig beschissen. Ich will garnicht wissen, wie viele Leute sich schon ’ne scheiß Platte gekauft haben, weil Metal.de bestechlich ist und solche abstrusten Wertungen rausballert.

  4. Fido sagt:

    Kann mich „Doktor von pain“ nur anschließen. Belangloser Allerwelts-Hardrock mit ultrakitschigen Chören und nervigen Synthiegedudel!

    2/10