Jeder Rock-Fan sollte während seines musikalischen Daseins in Kontakt mit der Schweizer Rock-Institution KROKUS gekommen sein. Die Eidgenossen konnten vor allem Anfang der Achtziger große Erfolge feiern. Im Rahmen der bereits etablierten „Original Album Classics“-Serie werden nun die drei wohl größten Erfolge der Band noch einmal in einer Box veröffentlicht. Das Schema ist dabei das alte. Die CDs werden in einem Pappschuber als LP-Replicas in den Handel kommen. Ich habe zwar auch schon Stimmen gehört, die ‘Abzocke!’ geschrien haben, aber die sind klar in der Minderheit. Eigentlich sind die Sets der “Original Album Classics” ja auch eine gute Sache. Vor allem, wenn, wie im Fall KROKUS, die Alben der Box tatsächlich auch in der richtigen Reihenfolge enthalten sind. Was soll man über KROKUS noch großartig erzählen?
Nachdem die Band sich Mitte/Ende der Siebziger mühsam von Album zu Album mehr Fans erspielt, bleibt ihr der große Durchbruch verwehrt. Erst mit dem Einstieg von Sänger Marc Storace und dem Album “Metal Rendez-Vous” (1980) gelingt es der Band international für Aufsehen zu sorgen. Kein Wunder, befinden sich mit “Headstrokes” und “Bedside Radio” doch zwei Hits auf dem Album, die es der Band ermöglichen mit Acts wie RAINBOW oder NAZARETH zu touren und so ihren Bekanntheitsgrad auszuweiten. Auf der anderen Seite dürfte aber auch der Wechsel von eher experimentellem Rock hin zu rifforientiertem Hard Rock ein Grund für den sich einstellenden Erfolg gewesen sein. Der Band wird aber auch ihre musikalische Nähe zu AC/DC immer wieder vorgeworfen, was wohl auch an der Stimme von Sänger Marc Storace gelegen haben dürfte, der fühlt sich stimmlich nach wie vor in der Umgebung von Bon Scott sehr wohl. Das tut dem Erfolg von KROKUS aber keinen Abbruch, denn die Band geht wesentlich variabler zu Werke als ihre australischen Kollegen. So finden sich immer wieder auch dezente Einflüsse der damals gerade durchstartenden NWoBHM im Sound der Eidgenossen. (8/10)
Das folgende Album “Hardware” (1981) geht den eingeschlagenen Weg konsequent fort und kann vor allem durch starke Hard Rocker wie “Easy Rocker”, dem flotten “She’s Got Everything” oder “Rock City” überzeugen. Es gibt auf den Scheibe aber auch untypische Stücke wie das entspannte, aber schwerfällige und mit einer überraschenden Wendung versehene “Winning Man”. Im Gegensatz zum Vorgänger enthält “Hardware” mit “Smelly Nelly” aber auch einen Rohrkrepierer und auch der Sound ist nicht zu hundert Prozent gelungen, so dass “Hardware” im Vergleich zu “Metal Rendez-Vous” leicht abfällt, musikalisch aber trotzdem zur ersten Garde des Hard Rock zählt. (8/10)
Mein persönlicher Favorit ist aber das dritte Album mit Marc Storace hinter dem Mikro. Der eröffnende Track “Long Stick Goes Boom” ist einer meiner Alltime-Faves und auch ein ganz großer der Rockgeschichte. Generell ist das dritte Album “One Vice At A Time” das bislang reifste von KROKUS. Zwar kommen die AC/DC-Einflüsse stärker denn je durch, doch wenn man Stücke wie “Playin’ The Outlaw”, “Bad Boys, Rag Dolls” oder “Rock ‘n’ Roll” in petto hat, kann man übe diese Reminiszenzen gerne hinweg sehen. Mit “American Woman” befindet sich auch eine gelungene Coverversion des THE GUESS WHO-Klassikers auf dem Album. Kein Wunder also, dass auch “One Vice At A Time” wie geschnittenes Brot über die Ladentheke geht und KROKUS es als einzige Band ihres Heimatlandes schaffen das Züricher Hallenstadion mit über 10.000 Sitzen auszuverkaufen. (9/10)
Alles Weitere ist Geschichte, wie man so schön sagt. Mit der “Original Album Classics”-Box rücken die drei wichtigsten Platten von KROKUS endlich wieder in den Fokus. Neben der Klasse der Musik, ist natürlich auch der Preis ein Kaufargument. Das Boxset gibt es bei einem großen Onlinehandel momentan für knapp zehn Euro. Eine schöne, nostalgische Reise ist garantiert.
Kommentare
Sag Deine Meinung!