Krokodil - Nachash

Review

Krokodil ist eine sehr schnell süchtig machende Droge, nach deren Konsum sich die Haut rund um die Einstichstelle grün verfärbt und schuppig wird. Ein willkommener Ansatzpunkt für jeden Promoter, der der Musik des gleichnamigen Kollektives aus Großbritannien so mir nichts dir nichts zumindest die gleiche Suchtgefahr zusprechen kann. Zumindest im deutschsprachigen Raum könnte die wenig internationale Schreibweise aber auch zu ungewollten ALLIGATOAH- oder  Schnappi-Assoziationen führen.

Eigentlich handelt es sich bei KROKODIL aber um eine Supergroup bestehend aus Mitgliedern von SIKTH (Drummer Dan Foord und Bassist James Leach), GALLOWS (Gitarrist Laurent Barnard), HEXES (Gitarrist Dan P. Carter), CRY FOR SILENCE (Gitarrist Alex Venturella) und LIBER NECRIS (Sänger Simon Wright). Besonders Venturella schaffte es in den vergangenen Wochen vor allem deshalb in die Schlagzeilen der Metal-Medien, weil findige Maggots ihn dank seiner auffälligen Tätowierung an der Hand trotz Maske als Neu-Bassisten im Hause SLIPKNOT enttarnten. Diese Tatsache hatte aber auch den für KROKODIL erfreulichen Nebeneffekt, dass plötzlich ein Haufen SLIPKNOT-Anhänger auscheckte, was der neue Maskenträger sonst so macht. Das ist gut, denn „Nachash“, das Debüt der Truppe, kann einiges und verdient Aufmerksamkeit.

Vorneweg, technische Höhenflüge auf SIKTH-Niveau erreichen KROKODIL auf „Nachash“ nicht. Aber der gewählte Ansatz ist auch ein anderer. Selbstverständlich, die Mathcore-Elemente sind deutlich zu hören, ebenso wie ein mörderischer Groove. Aber, und das ließ sich schon anhand der Single „Shatter“ feststellen, die Band greift auch immer wieder Trademarks aus Hardcore und Sludge auf und legt durchaus ein Augenmerk auf unterschwellige Melodien und eingängige Hooks.

Beispiele hierfür sind das hymnische „Sun Riders“ (inklusive Clean-Vocals im Refrain) und „Porcelain Bonest“. Mit „Ragnarock“ gibt es zudem ein komplett akustisches, rein instrumentales Zwischenspiel, das mit schiefen Gitarrengezupfe für drei unterschwellig bedrohliche Minuten der Einkehr zwischen tiefer gestimmten Riffs, atmosphärischen Leads und monotonem Gekeife sorgt. Letzteres ließe sich auch als einer der wenigen Kritikpunkte bei „Nachash“ anbringen. Simon Wright klingt nicht selten wie Jens Kidman von MESHUGGAH, also nicht sonderlich abwechslungsreich.

Als Ganzes gesehen ist genau das die Musik von KROKODIL aber auf jeden Fall. Die Band erinnert auf „Nachash“ an eine Mischung aus den frühen MASTODON und MESHUGGAH, garniert das Endprodukt aber mit einer guten Prise Hardcore und Melodie. Auch überraschende Momente gibt es zuhauf, zum Beispiel wenn in „Sleep Well, Medusa“ kurz vor dem Ende ein Chris Cornell-artiger Gesangspart eingeworfen wird. Technik verkommt zu keinem Zeitpunkt zum Selbstzweck gute und spannende Songs stehen im Vordergrund. Die Produktion ist organisch und vor allem die starken und abwechslungsreichen Bassparts kommen schön zur Geltung. Hier haben wir endlich mal wieder eine Supergroup, die tatsächlich eine Existenzberechtigung für sich und ihre Musik beanspruchen kann.

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11.11.2014

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