Kinder, wie schnell doch die Zeit vergeht. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als KRISIUN 1995 via Gun Records ihr Debütalbum „Black Force Domain“ veröffentlichten, ein verdammt wütendes, kompromisslos ultrabrutales Brett pfeilschnellen satanischen Death Metals. Und nun halte ich mit „The Great Execution“ bereits das achte Album der Brasilianer in Händen. Und wenn man sich auf etwas verlassen konnte, dann darauf, dass das Todesblei-Trio seinem einmal eingeschlagenen Weg immer treu bleiben würde. Immer wieder beglückten die miteinander musizierenden Brüder ihre Fans mit neuen Werken voll tigthem Blast-Beat-Geballer, massiven Rhythmen mit ordentlich viel Doublebass, mächtigen technischen Riffs, frickeligen Soli, kernigen Breaks und düsterem Growling. Und von Album zu Album wurden KRISIUN abwechslungsreicher.
In diese stetige Entwicklung reiht sich auch „The Great Execution“ nahtlos ein. War der Vorgänger „Southern Storm“ wieder einmal eine Lehrstunde des gepflegten Geprügels, schwingt das Trio Infernale auch auf dem neuesten Output wieder vehement die Blast-Keule, doch nehmen sie nun auch deutlich häufiger den Fuß vom Gaspedal, um im gepflegten Midtempo alles gnadenlos niederzuwalzen. Die Kontraste sind auf „The Great Execution“ stärker, KRISIUN legen heuer noch mehr Wert auf Abwechslung und Musikalität, wozu auch die stärkere Einflechtung von melodischen Leads zählt, und in der kurzen Einleitungssequenz vernimmt man gar eine Akustikgitarre. Aber keine Sorge, die Brasilianer zerstören noch immer mit ihrem mächtigen Death Metal voller Kraft und Energie, nur nun eben nicht mehr immer voll auf die Zwölf, sondern subtiler. Dazu gehören auch experimentelle Überraschungen, so vernimmt man im portugiesischen Stück „Extinção em Massa“ Gastgesang von João Gordo der brasilianischen Hardcore-Band RATOS DER PORAO, oder die Akustikgitarrenteile in „The Sword Of Orion“, deren Latino-Folklore zusammen mit dem vehementen Death Metal eine ganz eigentümliche, aber durchaus stimmige Symbiose eingehen. Ja, KRISIUN wagen sich auf zu neuen Ufern und bereichern ungemein ihren Sound, man höre nur das abgedrehte, progressive „Violentia Gladiatore“.
Qualitativ hochwertig waren sie immer, und nun kam noch eine gewisse Reife hinzu. KRISIUN haben auf „The Great Execution“ das Tempo gedrosselt, ohne aber wirklich langsam geworden zu sein. Die Zeit der großen Geschwindigkeitsrekorde scheint vorbei zu sein, stattdessen wirken die neuen Stücke komplexer und ja, irgendwie auch erwachsener. Und trotzdem ist das neue Werk ein tolles Album für die Anhänger der Brasilianer. Denn noch immer zocken KRISIUN technisch höchst anspruchsvoll, dabei trotzdem herrlich eingängig und voller Energie ihren mächtigen Death Metal, spannender als jemals zuvor. Respekt!
Kommentare
Sag Deine Meinung!