Kreator - Cause For Conflict/Outcast

Review

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Die beiden Alben „Cause For Conflict“ und „Outcast“ stellen jeweils kleine Wendepunkte in der musikalischen Schaffenskarriere der Thrash-Legende KREATOR dar. Just diese beiden Scheiben wurden pünktlich vor dem Kommerzfest via dem Ex-Label, GUN Records, in einem Doppelpack wiederveröffentlicht. Diese Politik kennt man ja bereits von anderen Bands des Labels, nun werden diese beiden Scheiben zu einem fairen Preis, mit unveränderten Sound und Artwork im Doppelpack neu aufgelegt.

Der `95er Output „Cause For Conflic““ stellte die streckenweise Rückkehr vom vergleichsweise experimentellen Vorgänger „Renewal“ zu den alten Werken der Band dar. Zwar ist man auf „Cause For Conflict“ dem Retro-Sound nicht ganz so dicht auf der Spur, wie bei den letzten beiden Studioalben, gegenüber dem Vorgänger war das aber definitiv ein Schritt zurück zu den Wurzeln. 1995 erlebte der Thrash nicht gerade seine Blütezeit, von daher umso beachtlicher, dass KREATOR hier aus allen Rohren gen der Meilensteine aus den 80ern feuerten.
Auch Milles Gesang bewegte sich ein Stück zurück zu den Wurzeln, er war nicht mehr ganz so eigenwillig wie auf „Renewal“, aber auch nicht ganz so kreischend und aggressiv wie auf den Frühwerken. Neu-Drummer Joe Canglosi sorgte für ordentlich frischen Wind und Dampf hinter den Kesseln, insbesondere die schnellen Läufe über sämtliche Toms tun es mir heute immer noch an. Wütend preschen Mille & Co durch 47 Minuten exzellentem Thrashs, immer auf der Suche nach neuem Konfliktpotenzial, das sich ihnen in den Weg stellen könnte.
Zwölf ausnahmslos geile Thrash-Bretter, dennoch zähle ich „Cause For Conflict“ nicht zu den Klassikern der Band oder des Genres. Zu hoch lag die Messlatte mit Werken wie „Pleasure To Kill“ oder „Extreme Aggressions“, auch das hohe Niveau von „Violent Revolution“ oder „Enemy Of God“ wurde nicht ganz erreicht. Dennoch haben wir es hier mit einem erstklassigen und wichtigem Werk der Essener Thrash-Titanen zu tun, das jeder Sammlung gut zu Gesicht steht.

Der direkte Nachfolger aus dem Jahr 1997 hörte auf den Namen „Outcast“ und erntete durchaus kontroverse Kritiken. „Outcast“ erschien in einer Zeit, in der Nu-Metal schwer im Kommen war. Szene-Wächter sahen Kutte und Stretch-Jeans von Baggy-Pants und Wollmützen in Gefahr gebracht. Und dann kamen auch noch KREATOR mit einem vergleichsweise experimentellen und modernen Album um die Ecke. Himmel hilf!
Man verließ die traditionellen Bahnen des Thrashs.
Nach Line-Up-Querelen kehrte Ventor an die Drums zurück, Tommy Vetterli (Ex-CORONER) und Christian Giesler vervollständigten das Line-Up.

„Outcast“ – das ist trostlose Atmosphäre, beklemmend, düster, mystisch und sperrig; ein Zwischenschritt zu einem Experiment namens „Endorama“.
Die Songs sind meist im Midtempobereich anzusiedeln, weit entfernt und wesentlich durchdachter als der rüde und schnelle Thrash der Anfangstage. Der Hit der Platte, „Phobia“, ist heutzutage aus keiner Setlist mehr wegzudenken, wütende Hassbatzen wie „Stronger Than Before“, „Against The Rest“ oder „Noncomfortist“ geben auch mit gedrosseltem Tempo voll auf die Glocke. Was Kritik im konservativen Lager der Thrasher auslöste, waren experimentelle Songs wie das düstere „Black Sunrise“. Traditionelle Bahnen wurden hier zugunsten vereinfachter, effektiver Songstrukturen und düsterem Programming verlassen.
Klar, KREATOR hatten sich verändert, aber sie machten immer noch dies selbe Musik, nur im leicht veränderten Gewand. Man verweilte nicht länger auf den Pfaden, die man selber vorher über ein Jahrzehnt breitgetreten hatte. KREATOR wollten auf zu neuen Ufern.
Die bärenstarken beiden letzten Alben zeigen zwar eindeutig, dass man von diesen Ufern wieder zurückgerudert ist, dennoch ist „Outcast“ mehr als ein gelungenes Projekt.
„Outcast“ besitzt grandiose Songs wie etwa den Opener „Leave This World Behind“, „A Better Tomorrow“, den Hit „Phobia“ oder das Titelstück, die allesamt mit ihrer trostlosen Atmosphäre und wütenden Attitüde zu punkten vermögen.
„Outcast“ war das „Load“ der Essener, das kreative Ventil musste geöffnet werden, es war eine wichtige Scheibe in der Diskografie. Die Entwicklung ging weiter und endete in mäßig gelungenen Nachfolger „Endorama“. Doch ohne diese Scheibe wären KREATOR heute nicht so stark, wie sie sich auf den letzten beiden Outputs präsentierten.
Gut, das alles konnte man damals noch nicht ahnen. Nennen wir es doch einfach den Lauf der Dinge…

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23.01.2007

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