Krawallbrüder - Schmerzfrei

Review

Seit fast 10 Jahren sind die BÖHSEN ONKELZ mittlerweile aus dem Geschäft und die Landschaft der Huldiger des Frankfurter Quartetts erscheint durchwanderter als je zuvor, seit der Trennung der Kultband im Jahr 2005. Das zeigt alleine die ständige Expansion der “Größten Onkelz-Nacht Deutschlands“, die als mehrtägiges Festival nun bereits seit 2006 in Rieden-Kreuth stattfindet und im vergangenen Jahr etwa 20.000 Besucher anlockte. Die KRAWALLBRÜDER aus dem Saarland sind allerdings schon längst über den Status, ein stumpfes Plagiat zu sein, hinaus, existiert der Vierer doch nun bereits seit 20 Jahren und hat selbst einige beachtliche Erfolge vorzuweisen.

Das schlägt sich hingegen auch in deren Musik nieder. Erst 2002 reichte es für das erste Album der KRAWALLBRÜDER mit dem Titel “Die Fäuste hoch“. Heute gelten sie als große Nummer im Bereich der deutschsprachigen Oi-Bands, die immer wieder mit dem weit gesteckten Erbenkreis der BÖHSEN ONKELZ in Verbindung gebracht werden. Auch wenn der Grundtenor musikalisch und auch lyrisch durchaus eine ähnliche Sprache spricht, so besteht doch schon nach dem ersten Hördurchlauf des neuen Albums “Schmerzfrei“ kein Zweifel daran, dass man den letztjährigen Jubilaren mit einer Abstraktion in Richtung müder Kopie absolut unrecht tut. Hier besteht keinerlei Verbindung zu Horrorvorstellungen von matschbirnigen Pseudo-Revolutionären, deren Qualität primär auf Schülerband-Niveau rangiert.

Die KRAWALLBRÜDER schaffen es schnörkellos, technischen Anspruch und Eingängigkeit in ruppige Rock-Songs zu transformieren, die sicherlich noch immer den Grundcharakter aufbieten, sich möglichst schnell im Ohr des Hörers festzubeißen. Dabei schließen die Saarländer die bestehenden Lücken aus Rock, Metal und Punk immer mehr, sodass die intensiven Tracks in allen Lagern potentiell für Zuspruch sorgen könnten. Über die Texte braucht man sich an dieser Stelle garantiert längst nicht mehr auslassen. Klar, Bier, Weiber, Rock’n’Roll, Nutten und die ständige Bekenntnis sich politisch keiner Randgruppe zuzuordnen sind sicherlich nicht der Gipfel des Anspruchs, doch über Satan im Black Metal oder Leichenteile im Death Metal beschwert sich bekanntlich auch niemand.

Problematisch wird es dann eher zur zweiten Hälfte der Scheibe, in welcher die Hitdichte, die mit Songs wie “Was lange währt“ oder “Auf ein Wort“ aufgebaut wurde, nicht mehr ganz nachgekommen werden kann. Gewissermaßen versuchen die KRAWALLBRÜDER nachfolgend noch, mit überlangen Tracks einen erneuerten Anspruch einzubringen, was stellenweise sogar recht gut klappt, wie etwa bei der interessanten Entwicklung des Stücks “6 Fuss breit“. Schlussendlich bleibt mit “Schmerzfrei“ ein prolliges Rock/Punk-Album mit Metal-Anleihen, das ebenjenen Charakter repräsentiert, inhaltlich aber keineswegs plattes Garagengerödel darstellt.

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20.01.2014

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1 Kommentar zu Krawallbrüder - Schmerzfrei

  1. xXx-Oimel-xXx sagt:

    KRAWALLBRÜDER & ONKELZ, ONKELZ & nochmals ONKELZ…ich kann es nicht mehr hören bzw. lesen. Kaum spielt eine Band deutschsprachigen Rock (nein, keinen Mainstream Deutschrock wie FREI.WILD), schon fällt der Name der einstigen Frankfurter Heroen. Man sollte keine Birnen mit Äpfel vergleichen- die KRAWALLBRÜDER klangen zu keiner Zeit nach BO. Das erste Album war noch sehr Oi-lastig, doch seit „In Dubio Pro Reo“ fand die Band ihren eigenen Stil & ging konsequent ihren Weg. „Schmerzfrei“ hat ordentlich Dampf im Kessel, man ist um Weiten melodischer & sogar etwas härter geworden. Hätte ich nach dem doch etwas schwachen „BSUKT“ nicht erwartet.

    9/10