Krater - Urere

Review

Galerie mit 15 Bildern: Krater - De Mortem Et Diabolum 2023 in Berlin

Es gibt Bands wie KRATER, die mir in der Vergangenheit immer verschlossen waren, ohne dass es dafür feststehende Gründe gibt. „Nocebo“ zum Beispiel war ein wirklich starkes Album, hat mich aber bis heute nicht mitgerissen, und warum das so ist, kann ich nicht beantworten. Umso erstaunlicher ist aber, dass das neue KRATER-Album „Urere“ vom Fleck weg überzeugt und zwar sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.

„Urere“ – gewaltige Überraschungen, mächtige Parts, lodernde Energie

Überraschend deshalb, also für mich persönlich, als dass die Band hauptsächlich an Feinheiten und nicht an ihrem gesamten Stil gearbeitet hat. Aber vielleicht sind es gerade die Kleinigkeiten, die „Urere“ zu einem derart spannenden und vor allem explosiven Werk emporheben. Explosiv ist ohnehin das Stichwort, das das aktuelle KRATER-Album am treffendsten beschreibt – es steckt nämlich voller gewaltiger Überraschungen, mächtiger Parts und einer durchgehend lodernden Energie.

Dabei versteifen sich die Sachsen auch gar nicht erst auf irgendwelche Genregrenzen. Klar ist das Black Metal, aber es stecken auch eine ganze Menge todesmetallische Einflüsse und eine bemerkenswerte technische Rafinesse in den dreizehn Songs. Ob die Jungs machtvoll atmosphärisch dahinschreiten oder in einen aggressiven Wahnsinn verfallen, es sitzt. Auch sprachlich gibt es kaum Barrieren, ob Deutsch, Englisch oder Latein – es findet alles seinen Platz.

KRATER agieren mit Liebe zum Detail und mit Händchen für Aha-Momente

Spannender bleibt aber die Musik, die mit einer an Besessenheit grenzenden Detailliebe ausgearbeitet wurde. Mal kriechend, von Melodien getragen, dann wieder rasant und brutal. In einem undurchdringlichen Wechselspiel, ohne dass ein roter Faden verloren geht. Ebenso wenig bleiben  überraschende Aha-Momente aus. KRATER fegen durch eine gute Dreiviertelstunde, lassen mal sägende Gitarren, mal tragende Melodien und dann wieder eine krachende Doublebass das Kommando übernehmen und zügeln sich nur, wenn es nötig wird. Gleiches gilt für den Gesang von Bassist Abortio, der mal flüstert, mal knurrt und dann wieder schreit – so vermittelt „Urere“ eine Fülle von verschiedenen Emotionsstadien: Hass, Wut, Erhabenheit … alles leidenschaftlich, alles treffsicher. Selbiges gilt interessanterweise für die Sprachsamples, die sich hin und wieder auf „Urere“ wiederfinden. So prägen sie beispielsweise das Abschlussstück „Dust – Still Alive In That Place…“ und sorgen für einen Gänsehaut-Schauer.

Ein Album, das brennt!

KRATER haben sich auf sehr hohem Niveau festgestellt und zeigen, dass auch wüster Black Metal anspruchsvoll sein kann, ohne am Ende fälschlicherweise ein „Progressive“ als Vorsilbe zu benötigen. Ich bin weit davon entfernt, dem gesamten Genre einen musikalischen Stillstand zu unterstellen, doch „Urere“ sticht in diesem Jahr insbesondere in der deutschen Black-Metal-Szene heraus. Ein Album, das brennt.

Hier könnt ihr die von metal.de präsentierte Premiere des KRATER-Videos zu „Flammen im Vakuum“ sehen.

14.10.2016

Chefredakteur

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37300 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

3 Kommentare zu Krater - Urere

  1. Schraluk sagt:

    Hmmmmm. Finde auch, dass Krater hier ein derbes Brett aufgetischt haben, aber ich finde, insbesondere beim Black Metal würde es sich für eine Rezension schon gehören mal in einem Nebensatz zumindest zu erwähnen, welch Gesellen sich hinter einer Band und deren Geschichte verbergen.
    Wer Black Metal hört und liebt, so wie ich, trotzdem einigermaßen „korrekt“ bleiben möchte, lebt per se gefährlich. Nicht nur wenn es um Bands aus Polen oder der Ukraine geht. Auch wenn es eine Weile zurück liegt, hätte man erwähnen können, dass sich Krater die Bühne mit Bands wie Nachtfalke (Teile Kraters gehörten zumindest zum Live-Gerüst), Suicide Solution, Holmgang, Annihilation 666 etc. teilten, eine Split mit Silberbach herausbrachten (2005), etc. Kann dann ja jeder für sich entscheiden, ob ihm das schnuppe ist oder nicht…..Bei MGLA habt ihr ja auch (wenn ich mich recht entsinne) auf einen gewissen zweifelhaften Ruhm hingewiesen (und ja, Kriegsmaschiene, Northern Heritage und Blutreinheit Prod. sind zumindest zu hinterfragen). Und nein, ich möchte hier keine NSBM oder sonstige rechts/links Diskussion eröffnen: Ich habe mich entschieden Krater und MGLA zu hören, ebenso wie Drudkh u.a., aber ich denke es muss zumindest eine Auseinandersetzung und eine Reflexion über mögliche eigene Widersprüche geben…..
    In diesem Sinne…..

    8/10
  2. Oli sagt:

    Kann ich verstehen den Hinweis.
    Ich persönlich kenne zumindest die Leute von A666 und das sind definitv keine Rechtsgesinnten.
    Ne Freundin von mir kennt die Leute von Krater. Die scheinen auch voll okay zu sein.
    Sicher verbrechen einige Bands ideologischen Müll in ihrer Musik, darauf sollte man aber net auf die Gesinnung der Leute schließen. Meines Erachtens erst Recht net im BM. Da ist doch fast alles nur Fake oder Provokation. Zumindest meiner Erfahrung nach.
    Und weiterhin denke ich nicht, das man selbst eine „rechte“ Gesinnung annimmt, wenn man Bands mit „rechtem“ Hintergrund hört.

    8/10
    1. Sane sagt:

      Ich denke auch man kann sich und seiner Gesinnung treu bleiben, doch ich persönlich hätte nicht das Gefühl mir treu zu sein wenn ich in irgendeiner Form rechte Spinner unterstütze..
      Vielleicht ist es aber auch einfach egal wenn ich Band xy auf Grund ihrer politischen Ansichten nicht höre, die gehen ja davon trotzdem nicht weg 😉