Kosmic Horrör - Zarkov Protocols Vol. 2

Review

Wenn Trekkies gleichzeitig Metaller sind, dann dürfte klar sein, welche Spezies für ein Konzept Pate stehen muss. Die intergalaktischen Kraftmeier (wahlweise die Sci-Fi-Neanderthaler) und ihre martialischen Verhaltensweisen inklusive Ritualen haben auch KOSMIC HORRÖR inspiriert, welche – natürlich – Kontakt zum größten Klingonen-Fanclub der Welt pflegen und ihre Texte wahlweise in Englisch, Deutsch und natürlich Klingonisch abfassen.

Ich glaube mich zu entsinnen, dass man sogar in einer Episode von Raumschiff Voyager ein wenig in “echte“ Klingonenmusik hineinschnuppern kann, die an sich sehr nervenaufreibend, rhythmisch abgedreht und dissonant klingt. Ganz anders die Musik, die auf diesem Silberling hörbar ist. Flotte, rockige Nummern mit rauhem Gesang und elektronischen Einsprengseln stellen gefühlt die Hälfte des Albums dar. Die andere Hälfte besteht aus gesprochenen Intermezzi, die durch das großangelegte Konzept führen. Der Titel verrät, Zarkovs Protokolle hatten schon einen Vorgänger und werden auch noch einen Nachfolger haben. Grob geht es um den menschlichen Wissenschaftler Zarkov, der von Klingonen verschleppt wurde und nach einiger Zeit in Sklaverei von den Klingonen auf die Erde geschickt wird, um die Erdlinge mit Hilfe klingonischer Musik zu missionieren. Wie könnte es anders sein, besingt sich die Band damit natürlich selbst. Kaum nötig, da zu erwähnen, dass Ernsthaftigkeit nicht das oberste Ziel von KOSMIC HORRÖR ist.

Trotz Geschichte, Sprache, Gesang und Artwork will sich aber kein so rechtes Klingonen-Feeling einstellen. Zu brav, zu bieder sind die Songs geworden, zu wenig Aggression, zu viel Melodie. Gut, ein Album über Vulkanier ist es dennoch nicht geworden, Songs wie “Bom Mey Kuv“ oder “K’Tinga“ rocken ordentlich – für menschliche Maßstäbe. Der extrem groovige, treibende Bass fällt immer wieder positiv auf, die Gitarren und die Drums hätten aber gerne noch mehr weh tun dürfen. Das Konzept wäre ein Freibrief für maßlos zerstörerische Musik mit Augenzwinkern, dieses Potential schöpfen KOSMIC HORRÖR aber leider noch lange nicht aus. Selbst die Produktion wirkt zu glatt und modern, fast schon wie New Metal. Nichtsdestotrotz haben die Songs überdurchschnittliche Klasse und wer sich für die Materie interessiert, kann diese Gruppe beruhigt unterstützen.

28.05.2010

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