Kory Clarke - Payback's A Bitch

Review

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Clarkes Kory bleibt eine -phäe der Rockmusik – egal, was passiert. Er hat mit den mächtigen WARRIOR SOUL ein halbes Dutzend Klassiker zwischen Rock’n’Roll und Punk erschaffen und gar – im Grunde unmöglich – als Frontmann der Doom-Veteranen TROUBLE eine passable Figur gemacht. Das habe ich live vor einiger Zeit mit meinen eigenen Ohren, geröteten Wangen und aus der ersten Reihe vernommen. Ein kleiner Mann mit einer gigantischen Stimme, zumindest unter ROCK-Vorzeichen. Jemand, der einen mit drei Strophen zum Straßenkampf aufstacheln, zum Heulen bringen oder einfach nur schweißtreibend unterhalten kann.

Ein junger Joe Cocker ohne Verdauungsprobleme, ein Mark Lanegan auf Adrenalin, ein Tom Waits mit noch halbwegs intaktem oder ein Michael Monroe mit Rollsplitt im Stimmband. Aber leider auch ein Künstler, der sich zum Beispiel im Gegensatz zu den genannten ehemaligen Frontern der SCREAMING TREES bzw. von HANOI ROCKS meiner Ansicht nach etwas orientierungslos durchs dritte Jahrzehnt der eigenen Karriere manövriert. „Payback’s A Bitch“ jedenfalls stellt für mich den Tiefpunkt – alles ist relativ – im Schaffen Clarkes dar.

Es beginnt noch recht gelungen mit dem simplen, aber druckvollen Titelsong und dem ähnlich gelagerten „Freak“, Songs, die in den frühen 90ern aber höchstens B-Seiten bei WARRIOR SOUL geworden wären. Gelungen ist (auch) das souveräne „Rock’n’Roll Genocide“ mit seiner hymnischen Leadgitarre und dem lässigen Gesang, das lyrisch dem Titel entsprechend aber eher bizarr (oder eben bezeichnend) ausfällt. Doch am stärksten ist Kory Clarke 2014 noch in den ruhigen Momenten. In „What Good Is Goodbye“ macht er den entspannten Springsteen/Jagger/Petty, „The Last Hand“ ist eine Ballade, die Mr. Clarke als reuigen Sünder und cooleren – SEHR VIEL cooleren Jon Bon Jovi mit Inbrunst zu Kreuze kriechen lässt. Und sogar der Heiratsantrag „Meet Me In Las Vegas“, der mit seinen Streichern und dem Piano wahrhaftig noch Axls Novemberregen auskitscht, wird durch den inbrünstigen vokalischen Part gerettet. Cheesy, aber irgendwie auch rührend. Okay ist auch das funky Saxophon in „Get Down To Bizzness“.

Ganz bitter jedoch sind das musikalisch öde und textlich plakative „Death To Taxes“ und vor allem die Elektro-Stümpereien in einer ganzen Reihe der übrigen Stücke. Ich kenne mich jenseits der Stromgitarre zwar nicht so aus, aber ich wette, für jemanden aus der entsprechenden Szene klingen diese Versuche in etwa so überzeugend wie für einen Langhaarigen die Versuche des (ansonsten durchaus geschätzten) Jan Delay, eine richtig fetzige Rock-Platte zu fabrizieren. Und für mich auch. Und „Jaegermeister Machines“ als akustische Krönung hätte ich meinem Stammclub nicht mal zu der Zeit in der Playlist verziehen, als im Windschatten des „Spawn“-Soundtracks Derartiges noch irgendwie neu und aufregend wirkte.

Es tut mir in der Seele weh, aber unter dem Strich lande ich bei „Payback’s A Bitch“ fast unter diesem – was mir aus Fan-Perspektive wiederum gehörig gehen selbigen geht.

Verdammter Mist. Einen mehr doch noch für DIESE Stimme. (Und die Handvoll cooler Songs.)

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13.10.2014

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