Korpiklaani - Kulkija

Review

KORPIKLAANI gehen auf Wanderschaft. Das zumindest verspricht der Titel ihres neuen Albums „Kulkija“, auf das die Band bereits im Vorfeld besonders stolz ist. Es solle nämlich nicht einfach „nur“ eine Ansammlung von Songs sondern ein richtiges Album sein. Unabhängig davon kristallisiert sich vor allem eines schnell aus dem Sound von „Kulkija“ heraus.

KORPIKLAANI klingen roher und düsterer…

Die finnischen Spielmänner packen teilweise wieder direkter zu und präsentieren sich mitunter richtig stimmungsvoll, geradezu düster. Ein wunderbares Beispiel hierfür ist „Sillanrakentaja“. Der Song nimmt mit seinen eröffnenden Riffs fast schon Doom-Züge an und lässt flächige Folk-Einflüsse stimmungsvoll durch den Äther geistern, während Sänger Jonne Järvelä hier besonders gequält klingt.

Etwas weniger drastisch gestaltet sich da „Aalon Alla“ mit seinem höchst eingängigen Refrain, nicht ganz so offenherzig wie auf ihren frühen Werke, aber doch ungezwungen genug, um als Hit durchzugehen. Gleiches gilt für“Korpikuusen Kyynel“, das jedoch etwas heavier um die Ecke kommt, ebenso wie das nicht minder unterhaltsame „Riemu“.

„Henkselipoika“ verspricht dahingegen dann doch einen deutlich höheren Spaß-Faktor. KORPIKLAANI schaffen das, indem sie mit dem Track insgesamt, abgesehen von einigen verspielteren Midtempo-Passagen, etwas flotter unterwegs sind und schon etwas mehr an die frühen Tage erinnern. Auch „Juomamaa“ zeigt sich ungezwungen und irgendwie fast schon befreit.

… bieten aber auch reichlich Durchschnitt

Doch zwischen all diesen gelungenen Tracks findet sich auch eine Menge durchschnittliches Material, das im ohnehin schon nicht sonderlich übersichtlichen Backkatalog von KORPIKLAANI eher untergehen wird. Und einer der Hauptgründe ist der Überfluss an Songs auf dem Album, der nun einmal gemanagt werden will.

Schlappe 71 Minuten bringt das Album auf die Uhr – und folglich klingen manche Songs auch so, als wären sie unter normalen Umständen der Schere zum Opfer gefallen. „Korppikalliota“ ist ein solcher Kandidat, der wie aus einem KORPIKLAANI-Algorithmus stammend klingt und locker genauso gut und genauso unauffällig auf einem ihrer letzten vier Alben hätte stehen können. Dem schließen sich weitere Songs an wie „Kotikonnut“ oder der Longtrack „Kallon Malja“, an dessen schierer Länge sich die Finnen definitiv die Zähne ausbeißen.

Und dann sind da noch Tracks wie „Hamaja“, die Melancholie und Stimmung verbreiten sollen, letztendlich aber eher zum Einschlafen einladen. Und mit größerem Fokus auf die guten Songs hätte das nicht sein müssen. Hätte man die mehr ausgearbeitet und den Rest als B-Seite mitgeliefert oder besser: zu einem späteren Zeitpunkt ausgefeilt und auf einem neuen Album nachgereicht, hätte „Kulkija“ vielleicht das Potential, das geilste KORPIKLAANI-Album seit langem zu sein. So bleibt es leider in der jüngeren Tradition der Finnen eine gemischte Tüte aus Hits und Durchschnittsmaterial.

31.08.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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