Korn - Untitled

Review

Dass der Bereich New Metal seit einiger Zeit im sterben liegt, beziehungsweise der Hype um diese Schublade mittlerweile vom Metalcore abgelöst wurde, darüber brauch nicht gestritten zu werden. Aber auch einstige New-Metal-Institutionen wie KORN kommen (nicht erst seit gestern) ins Straucheln. Blicken wir auf das letzte Album „See You On The Other Side“ zurück, darf einem ruhig der eine oder andere unschöne Schauer über Rücken laufen, denn das Album war alles andere als glanzvoll, geschweige denn im Ansatz gut.

Nun wollen es KORN also wissen (so zumindest die große Klappe der Musiker vor Veröffentlichung) und hauen ihr neues, selbst betiteltes Album raus. Die Ernüchterung vorweg: KORN waren mit „See You On The Other Side“ bereits nicht mehr wirklich KORN und sind es auch mit der neuen Scheiblette nicht wieder. Die Veränderung im Sound, die mit dem letzten Silberling eingeläutet wurde, wird konsequent weitergeführt und die alten Trademarks der Band kann man nur noch am Rande feststellen.

Der Saft ist raus, die Power lange dahin und auch die einst so großen (Gesangs-) Melodien sind weitestgehend flöten gegangen. Dahin sind die eingängigen Refrains und die mitreißenden Strophen. Ferner gibt es auf „Korn“ wischi-waschi-Musik, stellenweise schon Industrial-mäßigen, jedoch vollkommen uninspirierten Alarm. Gesang und Musik will oftmals so gar nicht mehr miteinander harmonieren und wenn doch, wirkt alles zu sehr gezwungen und nicht wirklich stimmig. Entweder gehen Jonathan Davis und seiner Crew die guten Ideen immer mehr aus oder der Austritt ihres geläuterten Gitarristen Brian Welch im Jahre 2005 war doch einschneidender als vom Rest der Band abgetan.

KORN sind heute viel kantiger als noch vor einigen Jahren. Nur selten gibt es durchgehend groovende Beats. Die Härte und vor allem der fett wummernde Bass, der in der Vergangenheit eines der Aushängeschilde KORNs war, werden nur noch sporadisch eingesetzt. Die Gitarren sind deutlich in den Hintergrund gemischt, was dem Album einiges an Wucht nimmt. Stellenweise klingen KORN so unmetallisch, dass selbst Formationen wie NINE INCH NAILS und MARILYN MANSON mehr Arsch im Sound haben. Übrigens scheinen KORN ein wenig bei denen abgeguckt zu haben, denn nicht selten erinnert ihre Musik an diese beiden Industrial Rocker. Leider aber besitzen KORN nicht annähernd dieselbe Klasse und so verzetteln sie sich oftmals in schrägen Arrangements und regelrecht nervigen Passagen, die demnach weder ins Ohr gehen, noch anderweitig interessant sind.

Unsinnig zusammengewürfelt erscheint das Album auf weite Strecken. Der Wille, neue Wege zu erobern ist ja schön und gut, aber das, was die Amis hier fabriziert haben, ist halbgarer Kram. Jeder, der KORN irgendwie mochte, muss spätestens mit vorliegendem Album einsehen, dass die Zeiten vorbei sind, in denen fette Brachial-Riffs ihre Musik bestimmen und die Aggressionen dir allein schon beim Zuhören die Kauleiste zerlegen. Das unbetitelte Album ist experimenteller Lahmarsch-Rock ohne großartige Höhepunkte. Nur vereinzelte Parts können halbwegs überzeugen. Es wird die meiste Zeit versucht und probiert, aber nichts bis zur Perfektion vollendet. Somit ist dieses Album eigentlich nur eines: Ein weiterer Schritt in die Belanglosigkeit.

KORN waren einmal gut, KORN hatten einmal Eier und sie hatten mal einen fetten Sound. Vor allem aber waren sie einmal…

04.08.2007
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