KORN melden sich mit „The Serenity Of Suffering“ zurück. Moment mal, war Nu Metal nicht schon lange tot und KORN längst abgeschrieben? Dass Gitarrist Brian „Head“ Welch der ohnehin rastlosen und kreativen Truppe aus Bakersfield mit seiner Rückkehr zu einem wahren Motivationsschub verhalf, war schon auf dem Vorgänger „The Paradigm Shift“ eindrucksvoll zu hören. Aber auch mit ihrem mittlerweile zwölften Album legen KORN bemerkenswert nach und alle Hater müssen damit leben, dass mit KORN weiterhin zu rechnen ist.
KORN reisen mit „The Serenity Of Suffering“ back to the future
Schon das Artwork zu „The Serenity Of Suffering“ lässt erahnen in welche Richtung die Reise geht, hat offensichtliche Querverweise zu „Issues“ und „Untitled“. Die beiden das Album eröffnenden Lieder „Insane“ und „Rotting In Vain“ mögen trotzdem nicht die besten Vorboten gewesen sein. Zwar weisen beide die typischen KORN-Trademarks auf, sind aber gerade deshalb wenig überraschend und vom KORN-Gelegenheitshörer schnell als Altbekanntes bzw. aufgewärmte Kost abzutun: Melodische, leicht elektronisch unterlegte, Refrains – vorgetragenen von einem sich selbst duellierenden Jonathan Davis – treffen auf tonale Untiefen, hervorgebracht von Bass und Gitarren, allesamt angetrieben von Ray Luziers knallharter Schlagzeugarbeit. Richtig spannend wird es ab „Black Is The Soul“, welches, nach einem dunkel poppigen Einstieg, im Mittelteil wütend stampfend eskaliert.
Dicke Gänsehaut gibt es beim folgenden Triple-Hitfeuerwerk, das KORN mit „The Hating“ eröffnen – authentischer kann eine musikalische Zeitreise nicht klingen und selten hat 2016 so nach 1996 gerochen. „They ripping the child within me!“ klagt Jonathan, bevor er seinen grindigen Sprechgesang von warnenden Riffattacken einengen lässt, nur um im bittersüßen Refrain den Song wieder weit zu öffnen und riesengroß zu machen. Megawink mit dem Zaunpfahl von „Make Believe“! KORN bauen den Antagonisten immer größer und lassen ihn beim Finale mithilfe von klaustrophobischen harten Tonfolgen langsam und genüßlich den zappelnden Hörer zermalmen. Bei „A Different World“ gesellt sich ein weitere lebender Toter namens Corey Taylor dazu und wie zu erwarten war, überzeugt die Traumkombination. Fieldy steuert noch einen garstig rumorenden Bass-Bastard dazu, der den beiden Sänger immer wieder in die Parade grätscht und den beängstigenden Tenor unterstützt. Wer dann noch das tanzbare aber trotzdem durchweg dramatische „Take Me“ über sich wegrollen lässt und danach rundum zufrieden ist, der kann einen Haken hinter „The Serenity Of Suffering“ machen und das Teil beruhigt in seinen virtuellen oder realen Einkaufswagen legen.
Groove, Groove, wir brauchen Groove
In Punkto Groove haben KORN noch ein Pfund drauflegt, verwenden häufigen zum Zucken animierende Passagen als Druckmittel und verlassen sich nicht nur auf Jonathan altbekannte Ausraster („Next In Line“). Perfektioniert haben KORN mittlerweile ihre Refrains – poppige Melodien, komplett vernebelt von tiefen Tönen und verstörenden Samples reißen jeden einige Songs aus dem Mittelmaß mit Gewalt nach oben. Da trifft es sich gut, dass Davis immer mehr auf sein einzigartiges Näseln verzichtet.
Man hört es an allen Ecken und Enden, dass KORN als Band enger und zusammen gewachsen sind. „The Serenity Of Suffering“ klingt frisch und trotzdem angenehm vertraut. Wo Licht ist, fällt aber bekanntlich auch Schatten und im Fall von „The Serenity Of Suffering“ ist es die Spieldauer, die Deluxe-Version schwillt sogar auf 14 Lieder an. Nach 10 Liedern Schicht im Schacht zu machen, wäre keine schlechte Idee gewesen. Man soll bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist, was die zahlreichen KORN-die-Hard-Fans natürlich ganz anders sehen.
Harte Diskussionen über die Themen, mit denen sich KORN auseinandersetzen und der Vorwurf sie seien ewig jammernde Berufsjugendliche, werden von Platte zu Platte langweiliger. Innere Kämpfe, Unsicherheiten und das ständige Auseinandersetzen mit dem inneren Kind, sind Dinge, die einen Menschen lebenslang beschäftigen und je nach Intensität der damaligen Begebenheiten stärker oder schwächer ausgeprägt sind.
Wer an dem Song „Never, Never“ zu knabbern hatte, darf bei „The Serenity Of Suffering“ aufatmen. Soweit wird der Bogen dieses Mal nicht gespannt, es gibt gute Refrains mit wenig Pathos. Auch Hörer, denen die drastische elektronische Ausrichtung von „The Path Of Totality“ sauer aufstieß, können beruhigt sein. Dieses Mal ist weniger wieder mehr. Wünsche von Fans sind meist unrealistisch: Einmal alles ganz genauso wie früher, aber trotzdem bitte weiterentwickeln. KORN liefern aber mit „The Serenity Of Suffering“ genau das, noch einen Tick besser, als „The Paradigm Shift“.
Hier geht es zum metal.de – KORN-Diskografiecheck
Also von den bisher vier veröffentlichten Tracks muss ich ganz klar sagen, dass die ersten zwei veröffentlichen Tracks richtig viel Spaß beim Hören gemacht haben, sie haben sogar dazu beigetragen, dass meine Erwartungshaltung etwas zu hoch ist, und schon mit der dritten Songpreview mit Corey Taylor war die Begeisterung dahin, was sich mit dem vierten geteasten Song noch mal ein Stückchen mehr bewahrheitet hat, anstatt stellenweise Riffs aus Issues oder Untouchables zu recyclen wäre ich hier wirklich froh gewesen, sie hätten wenigstens versucht es weniger auffällig wirken zu lassen. Klar man erkennt sofort es sind Korn und ist ja auch schön, aber von 4 veröffentlichten Tracks sind eben nur zwei echte Ohrwürmer bis dato. Die Lyrics sind eh nur zweitrangig bei mir, der Song muss ins Ohr gehen und sollte nicht zu klischeehaft daherkommen. Ich bin mal gespannt wie melodisch das ganze ausfallen wird, wenn man sich schon auf alte Tage besinnen möchte, dann sollte Herr Davis durchaus auch noch mal etwas mehr auf die Kacke hauen, was gerade bei dem vierten Songpreview ja mal so rein gar nicht geklappt hat. Mit diesen Worten verbleibe ich erstmal. Nach gehörten Gesamtwerk werd ich eine Wertung abgeben. Momentan würde ich wohl zwischen 6 – 7 Punkten schwanken.