Korgonthurus - Vuohen Siunaus

Review

KORGONTHURUS, die Band mit dem geilsten Logo der Welt (siehe unten), meldet sich sieben Jahre nach ihrem Full-Length-Debüt „Marras“ mit einem neuen Studioalbum namens „Vuohen Siunaus“ zurück. Klar, untätig waren die Finnen in der Zwischenzeit nicht: Drei Splits, eine EP und eine Compilation wurden in den sieben Jahren unters Volk geworfen. Dennoch hatten Fans lange auf ein zweites Album in abendfüllender Länge zu warten. Nun hat das Warten ein Ende – und dann das: „Vuohen Siunaus“ ist im direkten Vergleich mit „Marras“ anders. Nicht gänzlich anders – aber KORGONTHURUS anno 2016 sind hörbar eine andere Band als noch 2009.

Korgonthurus – Bandlogo

„Vuohen Siunaus“: Schon rein formal was Anderes

Allein schon die Formalitäten bestätigen diesen Eindruck: Bestand „Marras“ noch aus nur zwei überlangen Stücken mit 22 und 17 Minuten Spielzeit, umfasst „Vuohen Siunaus“ immerhin sieben Tracks, von denen nur das abschließende „L.U.X.“ mit seinen 14 Minuten als überlang durchgeht. Die restlichen sechs Songs des Albums bewegen sich zwischen vier und sieben Minuten Spielzeit, KORGONTHURUS fassen sich anno 2016 auf „Vuohen Siunaus“ also deutlich kürzer als noch 2009.

KORGONTHURUS haben aber noch mehr zu bieten

Das sind aber noch nicht alle Unterschiede: KORGONTHURUS waren noch nie eine klassisch-finnische, geradlinige Raw-Black-Metal-Band wie zum Beispiel HORNA, der ehemalige Arbeitgeber von KORGONTHURUS-Gründer, -Sänger und -Gitarrist Corvus. Zwar war der typisch-finnische Stil in der Musik der Band immer irgendwo herauszuhören, aber KORGONTHURUS gingen dabei doch stets variabler, abwechslungsreicher und scheuklappenfreier zu Werke. Auf „Vuohen Siunaus“ heben die Herren aus Helsinki diesen scheinbaren Gegensatz nun auf: Das Album bietet besten finnischen Raw Black Metal, aufs Wesentliche reduziert, melodisch, geradlinig, wie man es eben aus dem Land der tausend Seen kennt.

Und dennoch haben sich KORGONTHURUS ihre eigene Seele, das Variable, das Besondere auf „Vuohen Siunaus“ bewahrt. Denn neben klassischen finnischen Black-Metal-Songs wie dem Opener „Kaaos“ stehen auch Stücke wie der Titeltrack, in dem die Band gegen Ende auf einmal getragen-sphärische Gitarren auspackt und gekonnt mit einem fetten Black-Metal-Groove paart; wie das zu großen Teilen im schleppenden Midtempo gespielte, getragene „Ihmisyyden Raunioila“; und nicht zuletzt wie der epische, überlange Abschluss „L.U.X.“. Wie die Band auf „Vuohen Siunaus“ diese zwei gegensätzlichen Herangehensweisen an Black Metal miteinander verbindet und zu einem ganz eigenen Brei zusammenköchelt, ist schon große Schwarzkunst.

Kein Gramm zu viel und fette Eingängigkeit

Trotzdem ist die stilistische Ebene nicht alles, was KORGONTHURUS‘ zweites Album besonders macht. Die Songs auf „Vuohen Siunaus“ sind bei aller abwechslungsreichen Komplexität des Albums nie verkopft, sondern immer nachvollziehbar und auf den Punkt komponiert – selbst am abschließenden 14-Minüter „L.U.X.“ findet sich kein Gramm Fett zu viel. Darüber hinaus bestechen KORGONTHURUS durch jene fette Eingängigkeit, die auch alle anderen Werke der Finnen durchzieht.

Und nicht zuletzt ist da natürlich Corvus‘ Gesang – nicht umsonst wird dem Herren nachgesagt, einer der besseren Black-Metal-Schreihälse zu sein, und das beweist er auch auf „Vuohen Siunaus“ einmal mehr eindrücklich. Corvus schreit und krächzt sich durch die sieben Songs des Albums, dass sich der geneigte Hörer immer wieder fragt, wie kaputt der Typ denn sein müsse … und warum zur Hölle sich bei solch kaputtem Gesang eine derart dicke Gänsepelle auf der Haut bildet.

KORGONTHURUS übertreffen sich selbst!

KORGONTHURUS übertreffen ihr Debüt „Marras“ mit „Vuohen Siunaus“ um Längen – und das, obwohl letzteres auch alles andere als schlecht war. Wer auf finnischen Raw Black Metal steht, aber ein bisschen Abwechslung und Diversität verträgt, für den gehört „Vuohen Siunaus“ ganz oben auf den Einkaufszettel. Nach BAPTISM und BEHEXEN veröffentlichen KORGONTHURUS dieses Jahr nun schon das dritte überragende Black-Metal-Album aus Finnland. Chapeau!

25.07.2016
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