Kongh - Shadows Of The Shapeless

Review

Man mag nicht glauben, dass diese Band erst 2006 ihr erstes Demo veröffentlicht hat. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich von dieser schwedischen Gruppe erfuhr, damals war das gesamte Demo, bestehend aus vier Songs mit insgesamt einer Dreiviertelstunde Spielzeit, auf der Homepage zum Download verfügbar. Ich war vom ersten Trommelwirbel des Openers „Zihuatanejo“ an absolut gefesselt, denn mit ihrer eigentümlich-urtümlichen Atmosphäre, dem richtigen Mix aus Doom Metal, Sludge, einer Prise Noise und vor allem dem exorbitanten Gespür für fantastische Melodien und der richtigen Geschwindigkeit zählten KONGH damals wie heute für mich zur Elite. Die ungezähmte Rohheit des Demos wurde auf “Counting Heartbeats“ im Jahre 2007 zur Perfektion gebracht. Ein gewisser Minimalismus setzte dem Werk die Krone auf und machte diese Band für mich endgültig zum Nonplusultra der Neuzeit. Einige Zeit lang verlor ich KONGH fast aus den Augen, doch dann überraschte mich neulich die Nachricht eines neuen Albums.

Und der Effekt, den das Demo vor drei Jahren auf mich hatte, wird auf “Shadows Of The Shapeless“ noch potenziert!
Aber erstmal eine grobe Beschreibung des Sounds, denn die wenigsten dürften bisher von dieser Gruppe gehört haben:

Als Referenzen (ich mag dieses Wort nicht mehr!) kann man, wenn überhaupt, Bands wie ISIS oder NEUROSIS herbeiziehen, wobei KONGH wesentlich mehr Wert auf Gesang als ISIS legen und wesentlich weniger depressiv als NEUROSIS klingen. Die Geschwindigkeit bewegt sich von wahnwitzigen, vorwärtspeitschenden, teils sogar blastlastigen Passagen bis hin zu Bereichen unterhalb der 30 bpm. Der Großteil der Musik spielt sich allerdings bei niedriger Schlagzahl ab. Das ist auch nötig, denn nur so lassen sich die minimalistischen Riffs (teilweise nur aus einem bis zwei Tönen bestehend) in angemessener Atmosphäre präsentieren, nur so entfalten die Kontrastpassagen ihre volle Wucht, wenn vom einsamen Picking auf die sprichwörtliche Dampfwalze umgeschaltet wird. Der Sound wirkt urgewaltig, monolithisch, unglaublich roh und gleichzeitig so perfekt natürlich. Filigrane Blues-Passagen wechseln mit polyrhytmischen, sphärischen, schier endlos langen Riffs oder donnerndem Grollen der Saiten- und Schlaginstrumente. Der Dreiköpfige Primat, wie sich KONGH selbst gerne bezeichnen, ist tatsächlich größer, gigantischer und lauter als Fast-Namensvetter King Kong (auf den die Band mit ihrem Namen natürlich anspielt).

Wer auf “Shadows Of The Shapeless“ genau hinhört, kann ein Leitmotiv feststellen, das sich durch fast alle Songs zieht und die Grenzen zwischen den fünf teils überlangen Songs verwischt. So wird eine wahnsinnig intensive Einheit erschaffen, die einen bei angemessener Lautstärke überrollt wie eine ganze Horde wild gewordener Affen. Rückkopplungsorgien, ultraintensiver Bass, markerschütternde Stimme, klaustrophobische bis intergalaktische Melodien – wer Doom liebt, MUSS hier Zeit investieren, wer KONGH schon kennt, MUSS dieses Album haben. Ich sinke in den Dschungeldreck vor diesem Giganten und ziehe nichts anderes als die Höchstwertung!

31.05.2009
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