Koldborn - The Uncanny Valley

Review

Die verbleibende Zeit zum Leben:
28 Tage,
6 Stunden,
42 Minuten,
12 Sekunden.
Das will uns das Intro weismachen.
Bullshit! KOLDBORN brauchen nur 36 Minuten, bis Du am Boden liegst!

Es gibt sie viel zu selten: Bands, von denen man nichts bis nicht viel erwartet und die einen dann völlig unverhofft komplett vom Hocker hauen. Doch der Reihe nach: KOLDBORN kommen aus Dänemark, wurden im Jahr 1997 gegründet und veröffentlichten ein Demo, eine Full-length („First Enslavement“, 2001) und eine MCD („The Devil Of All Deals“, 2005). Seit den Aufnahmen zum Debüt ist Gitarrist Henrik „Heinz“ Jacobsen auch vollwertiges Mitglied der Dänen-Thrasher HATESPHERE.

Genug der Vergangenheitsbewältigung, ab in die Gegenwart: KOLDBORN liefern mit „The Uncanny Valley“ (zu deutsch: Das unheimliche Tal) ein kleines Juwel der modernen Verschmelzung von Death und Thrash ab, allerhöchster Arschtrittfaktor inklusive. Nach dem, aus „Donnie Darko“ entliehenen Intro, gibt das fulminante Doppelpack „Lords Of Stupidity“ und „The Uncanny Valley“ die Marschrichtung vor: monströse KATAKLYSM-Riffs treffen auf superschnelles Blast-Beat-Drumming, aufgebrochen von energischen Moshparts der Marke PANTERA, begleitet von ultrafiesen Growls, eingebettet in stets nachvollziehbares Songwriting und eine druckvolle Produktion, für die sich HATESPHERE-Sänger Jacob Bredahl in seinen Smart&Hard Studios verantwortlich zeigt. Beeindruckend mit welcher Leichtigkeit die Dänen sämtliche Register der Brutalität ziehen. Locker und leicht reihen sich CANNIBAL CORPSige Prügelarien und KATAKLSMische Breitwandriffs aneinander, ohne sich gegenseitig auszubremsen. Nichts wirkt hier erzwungen oder aneinandergestückelt, die Songs brezeln wie aus einem Guss. DAS ist frischer Wind, transportiert ins Jahrhundert von mp3 und Klingeltonwerbung.
Die Wurzeln der Brutalität werden nicht verleugnet oder vergessen, sie werden mit einigen modernen Elementen aufgewertet.
Hilfe! Moderne Elemente braucht der Death Metal nicht, höre ich schon die Nostalgiker schreien. Nein, er braucht sie nicht unbedingt. Aber in der Form, in der sie KOLDBORN verbraten, sind sie herrlich erfrischend Und ich meine mit modernen Elementen nicht ausgelutschte Hüpfball-Riffs, Scratches, Tribal- oder Rap-Einlagen. Nein, ich meine die Energie durch die scheuklappenfreie Verwendung von arschtretenden Arrangements erreicht wird.
Hier toben sich ersklassige Musiker mit einem feinen Gespür für eingängiges Songwriting aus.

Kurz gesagt: So geil könnte die aktuelle ILLDISPOSED klingen, wenn sie schneller wäre, und sich die Elektro-Einsprengsel und den klaren Gesang gespart hätte.
Anspieltipp: die ganze Scheibe; zum Kaufargument sollten der thrashige Hochgeschwindigkeitszug „Repression“ oder das Groovemonster „A Destiny Predicted“ als Überzeugung genügen.
Danach gilt: Zugreifen!
Starke acht Punkte!

18.10.2006
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