Kokomo - Monochrome Noise Love
Review
KOKOMO aus Duisburg rücken mit ihrem vierten Album „Monochrome Noise Love“ an, um ihre eigene Unvollkommenheit zu zelebrieren. Dabei betont die Band, dass ihr neues Album „das Gegenteil von einem Konzeptalbum“ sei. Soll heißen, dass es sich hier um eine Sammlung zehn unterschiedlicher Tracks handele, die allesamt für sich selbst und in keinem Kontext zueinander stehen. Quasi eine Werkschau der Band.
Dass die Songs zumindest stilistisch eng miteinander verbunden sind, merkt man hingegen relativ schnell: Nachdem das einleitende „Pills And Pillows“ mit seinen Gesangssamples verklungen ist, beginnen sich die Stilmerkmale von KOKOMO mit „Kill The Captain, Feed The Fishes“ herauszukristallisieren. Die harte Rhythmusgitarre im Hintergrund liefert sintflutartige Riffs, die gelegentlich an der Tür des Post-Metal klopfen, nie aber über dessen Schwelle schreiten, während die mit Halleffekten versehene Lead-Gitarre leichtfüßig für den Genre-typischen, verträumten Sound sorgt, der so wirkt, als blickten KOKOMO sehnsuchtsvoll gen Ozean, wahlweise auch gen Weltraum. Dieser Kontrast bestimmt vordergründig das Klangbild des Albums.
Auch sonst befahren KOKOMO auf „Monochrome Noise Love“ die vertrauten Post-Rock-Gewässer: überlange Songs, wobei die zweistellige Minuten-Grenze nicht geknackt wird, repetitive, geradezu monotone Songstrukturen, die stets auf einen kulminierenden Höhepunkt zusteuern, und damit einhergehend das minimalistische Songwriting und die jeweils in sich geschlossene Thematik der einzelnen Songs, die sich aus bescheidenen Angfängen entwickelt, sich langsam aufbaut, explodiert und dann wieder verstummt, um der nächsten Idee, dem nächsten Song Platz zu machen. Hinzu kommt die Melancholie, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Platte zieht. Diese wird gelegentlich durch Emotionen wie Aggression sekundiert, dennoch herrscht sie unangefochten vor und lässt kaum etwas anderes zu – Frohnaturen sind bei KOKOMO scheinbar nicht erwünscht. Tatsächlich wirkt der Einsatz der Melancholie recht eintönig, das emotionale Spektrum des Albums geradezu – nun ja – monochrom.
Aber ist das wirklich etwas Schlimmes? KOKOMO unternehmen auf „Monochrome Noise Love“ keine Freudensprünge, eher halten sie sich an das, was Albumtitel und ihr Konzept der Unvollkommenheit versprechen. Dank der guten, angenehm warmen und klaren Produktion perlt die Musik förmlich durch die Boxen wie ein Schauer im Sommer, der die hitzigen Gemüter abkühlt. Schwer, sich das im Februar vorzustellen, ich weiß, aber gerade dann, wenn wie bei „Beware Of Pity“ das musikalische Aufgebot der klassischen Rock-Instrumentierung in diesem Falle etwa durch eine Geige ergänzt wird, darf man schon mal ins Schwelgen geraten.
Es sind solche kleinen Details, die sich aus den Songs herauskristallisieren und ihnen ihren eigenständigen Charakter verleihen – man muss sich eben nur die Mühe machen und sie finden. Das macht „Monochrome Noise Love“ gewiss nicht aus dem Stand zu einem Publikumsliebling, aber KOKOMO scheinen es auch nicht darauf anzulegen. Mal ganz davon abgesehen, dass Instrumental-Musik eh nicht jedermanns Sache ist, gerade wenn einem nicht nach Art eines JEFF LOOMIS Riffsalve um Riffsalve um die Ohren geballert wird, sondern wenn jeder Song eher wie eine Art Bildbeschreibung eines schwarz-weißen Gemäldes wirkt, als ob KOKOMO geradezu lautmalerische Musik spielen würden, ist „Monochrome Noise Love“ wirklich nur für all jene geeignet, die sich auf herrlich unvollkommene, schwelgerische Musik einlassen können. Die können dann aber beherzt zugreifen.
Kokomo - Monochrome Noise Love
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Ambient, Experimental, Instrumental, Post-Rock |
Anzahl Songs | 10 |
Spieldauer | 62:39 |
Release | |
Label | Aloud Music |
Trackliste | 1. Pills And Pillows 2. Kill The Captain, Feed The Fishes 3. Monochrome Noise Love 4. Licht/Staub 5. Jüngling Mit Apfel 6. Beware Of Pity 7. I'm Bill Murray 8. I'm Not Dead 9. Me Vs. Myselves 10. Deathmaster Danger Dance |