Ich bin mir nicht ganz sicher, welchen Grund es hat: Misstrauen oder Promogag. Jedenfalls lag mit zu Rezensionszwecken lediglich eine um vier Songs verkürzte Promo-CD zum neuen KNORKATOR-Album vor. Das erschwert mir mehrerlei Dinge: Ich kann euch weder umfassend über Inhalt und Spielzeit des Albums informieren, noch kann ich eine objektive Bewertung des Gehörten abgeben, weil drei Viertel des Songmaterials schlicht nicht ausreichen, um eine Kaufempfehlung auszusprechen.
Meister der Promotion wie die Berliner nun einmal sind, wurden die fehlenden Songs auf dem Promoexemplar schlicht als „Überraschungen“ tituliert. Das nützt dem Rezensenten nicht viel, wenn er seinen Lesern einen Eindruck vom Album vermitteln will, deshalb müssen wir uns auf den Rest beschränken. „Es werde Nicht“, so der wie gewohnt wortwitzige Titel des neuen Werks deutschlands härtester Satiriker, bietet musikalisch gewohnte Kost und kaum Neuerungen. Das heißt, der Sound KNORKATORs liegt irgendwo zwischen Riff-Metal, Hardcore und Neuer Deutscher Härte, ein paar elektronische Spielereien gibt es nach bewährter Tradition auch diesmal. „Faster Harder Scooter“ ist sogar tatsächlich eine Coverversion des bekannten SCOOTER-Songs – eine gitarrenlose Verneigung vor modischem Rave-Techno. Dem Metaller wird es nicht schmecken-der KNORKATOR-Fan weiß, dass es ohne diese stilistischen Schlenker nicht geht.
Natürlich gibt es auch noch genügend Rockmusik. Der Opener „Du nich“ beginnt als harter, bandtypischer Brecher mit wortgewandtem lyrischen Anspruch, der Refrain allerdings wirkt ein wenig unspektakulär und in die Länge gezogen. Bei „Arschgesicht“ regiert zum ersten Mal wieder der beißend-ironische Humor der Band. Alf Ators Sohnemann hat einen Song eingesungen, der textlich irgendwo zwischen kindlicher und erwachsener Rhetorik liegt und auch kompositorisch zu überzeugen weiß. Hörenswert! Ernster wird es beim fast schon nachdenklichen „Warum“, bei dem Sänger Stumpen im Refrain seinen bekannten klassichen Falsett-Gesang zum Besten gibt und beweist, dass KNORKATOR durchaus eine Band sind, die Wert auf künstlerischen Anspruch legt. Dazwischen und danach gibt es immer wieder ein paar nette Ideen, der allerletzte Funken Genialität und jene die Grenze zwischen Humor und Gesellschaftskritik überschreitende Augenblicke fehlen jedoch.
Es ist schön, dass es diese Band wieder gibt und wichtig, dass auch heute noch Künstler einen Schritt weitergehen als man es in unserer auf PC getrimmten Welt allgemein gewohnt ist. Ob „Es werde Nicht“ als alles zermalmendes Comeback-Album taugt, blebt aber abzuwarten. Hits vom Schlage so grandioser Hymnen wie „Wir werden“ oder „Alter Mann“ sind zumindest unter den neun gehörten Tracks nicht auszumachen.
Kommentare
Sag Deine Meinung!