Knightmare - In Death's Shadow

Review

Für den Ritter selbst könnte ich mir eine ganze Reihe an Alptraumszenarien vorstellen:

Die eigene Angst ist über sieben Tage und Nächte zwischen (verwunschenem) Berg und (dunklem) Tal erfolgreich besiegt worden, und dann bringt schon der lütte Vordrache das Schwert mit einem achselzuckenden Huster zum Schmelzen.

Man ist meilenweit durch den königlichen Wald geritten, um diese eine sagenumwobene Burg kennenzulernen, und dann gibt es nur Halbpension und zum herrschaftlichen Tee Richie Blackmore in Schnabelschuhen.

Fünf Semester Mittelhochdeutsch und Hartmann von Aue haben zur perfekten Beherrschung des originalen Minnesangs inklusive entsprechender Verhaltensregeln geführt, und dann ist die holde Maid „nur wegen dem Met“ oder „dem Fun“ auf der Con.

Für den Hörer bzw. die Hörerin sieht es nicht anders aus:

Die vermeintlich klassischen Kompositionen nacheifernden Gitarren gniedeln kraftlos so lange in Lichtgeschwindigkeit aseptisch und klebrig vor sich hin, bis man merkt, dass es sich um Kirmes-Keyboards handelt.

Ein schief intonierender Heldentenor kneift sich so lange regelmäßig ins eigene Gemächt, bis man ob dieses Wechselspiels zwischen Pathos und Falsett freiwillig alles geben würde für auch nur eine Minute Chris Barnes.

Das Schlagzeug wurde in früheren Kämpfen offensichtlich so schwer verwundet, dass man sich Chris Witchhunter zurückwünscht, um beim Bangen nicht ständig dem Rhythmus nachtrauern zu müssen.

KNIGHTMARE umgehen diese Probleme, zumindest in Teilen. Auf ihrem Debüt „In Death’s Shadow“ umschiffen die wackeren Mannen aus Melbourne lyrisch die größten Klippen und servieren zwar düstere, aber keineswegs alberne Texte. Und es gibt zwar durchaus eine gewisse Portion an Pathos, die vor allem über die kräftige Röhre des Sängers MickOWar (!) transportiert wird. Musikalisch regiert aber statt bekannter Schwachbrüstigkeiten eine recht satte und zum Teil ziemlich modern klingende Power-Metal-Keule.

Problematisch ist in meinen Ohren eher der Anspruch der Band, ihren Metal durch progressive Ansätze aus dem austauschbaren Rest herauszuheben. So ist kein Song unter sieben Minuten lang, praktisch jeder beinhaltet ein atmosphärisches Intro oder Zwischenspiel der Akustischen und diverse mal mehr, mal weniger prägnante Riffs und Soli. Ein Cello kommt auch mal vor. Abgesehen davon, dass ich nicht jede Melodie in meine Spieluhr einbauen würde, fehlt den Kompositionen so der berühmt-berüchtigte Wiedererkennungswert.

Handwerklich ist das natürlich aller Ehren Wert, insgesamt verirren sich KNIGHTMARE aber meines Erachtens etwas im Schatten des Todes. VICIOUS RUMORS sind zupackender, BLIND GUARDIAN haben die besseren Kompositionen, ICED EARTH (die ich nichtmal so prall finde) sind mächtiger und DRAGONFORCE eh jenseits aller Vergleiche.

Oder nur nicht meine Tasse Schnaps?

03.07.2014

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