„The Unravelling“, das zweite Album der britischen Progressive-Rock-Band KNIFEWORLD, verbindet so viele Details, dass einem ganz schummrig wird. Kleinigkeiten, Nebensächlichkeiten, großartige Dinge. Über 45 Minuten Musik mit vielen Wendungen, Facetten, unmöglich, allem Rechnung zu tragen.
Verbindendes Element ist sicherlich die große Schublade „45 Jahre Progressive-Rock-Historie“, aus der sich KNIFEWORLD immer wieder neu bedienen. Und „The Unravelling“ verbindet das musikalische Erbe solcher Bands und Musiker, wie GENTLE GIANT, XTC, Syd Barret, MAGMA, VOIVOD, SONIC YOUTH. Klar, jede Band hat ihre Einflüsse, aber KNIFEWORLD vermögen es, diese geschmeidig miteinander zu kombinieren. Keine Frage: Bandleader Kavus Torabi ist ein geschickter Komponist. Kaum denkt man als Hörer, man sei irgendwo angekommen, biegt die Musik um die nächste Ecke und schneidet das nächste Thema an. Und kehrt wieder zurück. So verbindet beispielsweise „Don’t Land On Me“ verträumte Passagen mit vergleichsweise knackigen Gitarrenriffs (gedoppelt durch die Bläserriege).
Kurzum: „The Unravelling“ lässt sich schlicht nicht leicht kategorisieren, und es überrascht. „The Unravelling“ ist aber auch schräg. Das beginnt schon im Opener „I Can Teach You How To Lose A Fight“ mit den unperfekten Chören wie mit den etwas schiefen Saxophoneinlagen. Da ist, Progressive Rock hin oder her, der Sound gerade nicht geglättet worden und behält sich eine Art Unperfektheit. Ein begnadeter Sänger ist im achtköpfigen Line-Up von KNIFEWORLD jedenfalls nicht zu finden. Damit mag man sich abfinden und die kompositorische Klasse des Albums hervorheben – insgesamt ist „The Unravelling“ aus diesem Grund aber für mich leider kein Überalbum geworden. Und was den Albumtitel angeht: Der kann im Sinne des Eingangsszenarios wohl nur mit einem heftigen Augenzwinkern gemeint sein.
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