Das mittlerweile dritte Album der Kölner Hardcore-Punk-Nahkämpfer von KMPFSPRT erschien bereits Ende März und rutschte möglicherweise aufgrund metallischer Übermacht durch die eine oder andere metal.de-Rezensionsrunde. Besser spät als nie sollen „Gaijin“ aber nun doch noch einige Zeilen gewidmet werden. KMPFSPRT haben es sich verdient.
KMPFSPRT verhandeln die üblichen Themen
„Gajin“ ist das japanische Wort für den deutschen „Außenseiter“, den „Menschen von außerhalb“, den dann auf der reinen Bedeutungsebene auch nicht mehr viel trennt vom „Fremden“. Der durch einen Auslandsaufenthalt von Gitarrist David Schumann begründete Rückgriff auf das Japanische ist diskutabel und mag auf manchen Hörer etwas prätentiös wirken, das Thema an sich könnte in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und dem breiten Rückzug auf das bequeme wie einfache „Wir“ gegen „Die“ kaum aktueller sein.
Unter diesem Überbegriff arbeiten sich KMPFSPRT einmal mehr am bekannten Themenspektrum des 2018er-Politpunks ab. Es geht gegen Hipstertum, Oberflächlichkeit und politisches Desinteresse („Trümmer“), „soziale“ Medien („Bilderflut“), um Widerstand („Asche“) und Spontanität, Ehrlichkeit und Lebensglück als konservativ-romantischen Gegenentwurf zum selbstoptimierten und hyperbeschleunigten Hochglanzleben. Lyrisch ordnen sich KMPFSPRT dabei im soliden Mittelmaß zwischen BETONTOD-Peinlichkeiten und beißenden FJORT-Versen ein. Manches überbenutztes Bild schleicht sich ein und pauschales Tinder- und Instagram-Bashing wirkt im Punk wie im Hip-Hop so langsam aber sicher ebenso fake und unreflektiert wie der Gegenstand seiner Kritik. Wirkliche textliche Abgründe tun sich aber trotz allem glücklicherweise nicht auf.
Nächstes Mal bitte extremer
Musikalisch erreicht „Gaijin“ selten die Härte und Düsternis der Lead-Single „Trümmer“. „Asche“ erhöht noch einmal die Schlagzahl, ansonsten erinnern KMPFSPRT auf ihrem dritten Album relativ häufig an die altersmilden TOTEN HOSEN versetzt mit dem extrem melodischen Hardcore der späteren RISE AGAINST. Wirklich rau ist hier nichts mehr.
Mit „Gaijin“ veröffentlichen KMPFSPRT ein melodisches Punk-Album, dem die allermeisten Ecken und Kanten abhandengekommen scheinen. Die üblichen Feindbilder werden im üblichen Duktus und musikalisch recht gefällig unterlegt abgehandelt. Mehr Tempo, mehr Wut oder zumindest Verzweiflung, ein in fast allen Belangen extremerer Ansatz hätte hier einiges spannender gestaltet.
Für Leute, die Die Toten Hosen und Die Ärzte für Punk halten. Meine Fresse.
HÄ! dacht erst, „was will er denn“
Nun hab ich mal reingehört und versteh deinen Beitrag 😀
„Naja dieses ‚Hardcore/Grindcore…Geballer‘ , geht am morgen bei mir garnet und abends auch nicht.