KMFDM - Our Time Will Come

Review

Die kleine Miss Annabella heißt uns willkommen zur neuen Platte von KMFDM, die den Titel „Our Time Will Come“ trägt. Seltsamer Titel für eine Band, die schon seit 1984 mit dabei ist, die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt. Im Opener „Genau“ werfen die Industrial-Rocker mit deutschen Klischee-Begriffen um sich, ein Hinweis auf die deutschen Wurzeln der Veteranen. Zu relativ harmlosem Beat stampfen KMFDM voran, zeigen uns wie „The German in you…“ klingt und resümieren selbst „…das ist geil…“. Na ja, so richtig geil ist das jetzt eher weniger und über die Aussage „geil“ echauffiert sich heutzutage auch niemand mehr.

Spannender sind dann die Momente, in denen KMFDM funkigen bzw. sehr abgebremsten Frauengesang oder maskulinen Falsettgesang mit kräftigen Riffs kombinieren und obendrauf noch eine Prise elektronisches Zauberwerk streuen. Das hat mit Industrial Rock relativ wenig zu tun, wirft aber eine gewisse Coolness in den Raum und macht „Shake The Cage“ oder auch „Our Time Will Come“ zu den guten Momenten der Platte. Grundsätzlich punkten KMFDM sowieso deutlich mehr, wenn sie entweder den Beat alleine pumpen lassen oder das Tempo rausnehmen. „Respekt“ krankt am etwas zahnlosen Gesang und „Get The Tongue Wet“ wirkt etwas uninspiriert und eher wie ein zuckender Fiebertraum. Dahingegen zeigen „Salvation“ und „Brainwashed“ wiederum, welch massive Kraft man mit der der richtigen Balance und einem herben Unterton aufbauen kann.

„Blood Vs. Money“ präsentiert sich dann in allen Kategorien vorbildlich, stolpert ansprechend vor dem Hörer hin und bäumt sich zwischendurch immer wieder zu etwas Weitem auf. Der Song kann, im Gegensatz zu den meisten restlichen Stücken, einen nachvollziehbaren Verlauf und eine spannende Entwicklung vorweisen. Die verschiedenen Gesangsstile werfen sich hier gegenseitig zielsicher die Bälle zu, der Rhythmus wird sehr behutsam immer wieder neu modelliert und macht gleichzeitig klar, dass genau das den anderen Stücken einfach fehlt. Leider wirken die Riffs auf „Our Time Will Come“ oft krampfig und lieblos platziert. So manches Riff hätte man locker stecken lassen können, da es dem Song letztendlich keinen Mehrwert gibt. Mit 48 Minuten ist „Our Time Will Come“ noch dazu zu lange geraten und hat zu wenig Potential, um diese enorme Spieldauer zu beanspruchen. Eine nette Platte von KMFDM, aber sicherlich kein Meilenstein.

18.11.2014
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