KŁY legen viel wert auf Anonymität. Heutzutage beileibe keine Seltenheit und doch wäre es spannend zu erfahren, wer aus der polnischen Szene am Debütalbum „Szczerzenie“ mitgewirkt hat. Gewisse Parallelen zu Bands wie FURIA sind nämlich erkennbar – wenngleich sich die Band den vorliegenden Infos zufolge bereits 1997 gegründet hat.
KŁY: Vor 20 Jahren gegründet, jetzt das Debütalbum
Das sind 20 Jahre bis zum ersten Lebenszeichen, welches die Demo „Taran-Gai“ im Vorjahr darstellt. Einen Unterschied für das heutige Material macht dies freilich nicht, denn „Szczerzenie“ ist auch so schwer genug zu fassen. Hinter dem Genre Atmospheric Black Metal kann sich alles verbergen, was nicht in eine andere der dutzenden Schubladen passt, aber KŁY nehmen es wörtlich.
Treffender lassen sich die knapp 50 Minuten Spielzeit nicht einrahmen, wenngleich es einem die Band nicht leicht macht. KŁY agieren vornehmlich langsam und minimalistisch, immer mit dem Augenmerk auf eine möglichst dichte, wabernde Stimmung. Neblig, wenn es ein Naturphänomen zur musikalischen Klassifizierung braucht. Schwer verdaulich ist es aus zwei Gründen: Einerseits agieren die Musiker reichlich zurückhaltend und unaufgeregt, weshalb große Dramaturgie nicht entsteht. Andererseits verlieren sich die Polen in einigen langatmigen Momenten und das leider nicht immer kurzzeitig.
„Szczerzenie“ liefert eine bedrückende Tristesse
Trotz allem lohnt „Szczerzenie“ ob seiner Tristesse, die sich schwer über das gesamte Album legt. Hier kommt dann auch die Lead-Gitarre ins Spiel, die für emotional-melodische Glanzmomente sorgt und sich unbemerkt ins Blickfeld schleicht. Sei es in „Jeżeli“ (inklusive leichter LIFELOVER-Note) oder in „Kłysica“, wo sie sich das Rampenlicht mit dem präsenten Bass teilt. KŁY zeigen zusätzlich auch immer wieder, dass sie flotter zu Werke gehen können, durchdringen aber selbst in diesen Momenten nicht den erdrückenden Schleier eines allumfassenden Grautons. Selbst die ob der sprachlichen Härte besonders passend kantigen Vocals fügen diesem keine Risse zu.
Entsprechend schwierig kann es in bestimmten Momenten sein, sich „Szczerzenie“ zu Gemüte zu führen. Die Monotonie und alles überschattende Einfarbigkeit ist gleichermaßen faszinierend und packend wie anstrengend und ermüdend. Dass KŁY zu ihren Einflüssen sicherlich auch die BURZUM-Frühwerke zählen, sei hier noch am Rande erwähnt. Ansonsten ist das Debütalbum für das, was es darstellt, ziemlich gelungen, und wo der Depressive Black Metal immer mehr in posige Gefilde abdriftet, ist es den Polen gelungen, die Essenz dieser Gattung einzufangen.
Ich finde das Album was unterbewertet. Ich finde diese Scheibe hat dem Einheitsbrei der letzten Jahre einiges entgegenzusetzen und zeigt unverkrampft und ohne Klischees, wie man eine dichte und bedrückende Atmosphäre mit wenigen Mitteln erzeugen kann. Ich finde auch die Vocals sehr stimmig. Polen ist weiter auf dem Vormarsch.