Klamm - Wahnsee

Review

Manchmal (aber wirklich nur manchmal) würde ich mich auch freuen, einmal nicht Recht zu behalten. KLAMMs in Eigenregie veröffentlichtes Zweitling „Wahnsee“ ist so ein Fall: Leider erfüllen sich die Befürchtungen, die ich nach Lesen des bereitgestellen Informationsmaterials hege, nur allzu gut…

Doch eins nach dem anderen: Bei KLAMM handelt es sich um eine fünfköpfige Band aus dem fränkischen Würzburg, die mit „Wahnsee“ ein Konzeptalbum veröffentlichen, das mit einer Spielzeit von knapp 79 Minuten „bis zum Bersten gefüllt“ ist und auf dem jede Idee Zeit bekommen soll, sich zu entwickeln. Erste Befürchtung: Das Album weist einige Längen auf. Check. KLAMMs Fäden hält offenbar Schlagzeuger Simon in der Hand, der für Musik, Konzept und zusammen mit Sänger Wolfgang auch für die Texte verantwortlich zeichnet. Zweite Befürchtung: Der Black Metal KLAMMs hat seine Stärken nicht in der Gitarrenarbeit. Check. Genauer bewegen sich KLAMM auf erschreckend gleichförmige Weise in mediantischen und pentatonischen Mustern, die nicht einmal durch einige halbwegs gelungene Licks aufgelockert werden können.

KLAMM beschränken sich nach eigener Aussage jedoch nicht auf Black Metal, sondern bemühen sich, über den Tellerrand hinauszuschauen und auch ruhige und melodische Aspekte einzubinden. Dritte Befürchtung: Black Metal, der musikalisch in folkigen und heidnischen Gefilden wildert. Check.

Vorerst zusammenfassend besteht „Wahnsee“ also aus zwölf teils ziemlich langen, durchgehend ziemlich durchschnittlichen Songs, die wenig Dynamik und keine echten Höhepunkte aufweisen. Positiv anmerken möchte ich an dieser Stelle jedoch die Produktion des Albums, die angenehm transparent und druckvoll ist. Zusätzlich gefallen mir die Arrangements der Songs sehr gut, was angesichts des nicht besonders starken Materials sehr schade ist.

Da wäre noch das Konzept hinter „Wahnsee“, das „von einer inneren Zerrissenheit“ erzählt. Vierte Befürchtung: Die Texte spiegeln nicht gerade Sicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache wider. Check. Genauer werden alle Texte in Reimschema und – noch schlimmer – Metrum gezwungen, so dass dabei einige ziemlich abenteuerliche Konstruktionen und ein alles andere als einheitliches sprachliches Niveau herauskommen. Zusätzlich ist die Einpassung der stimmlichen Umsetzung in das musikalische Fundament nicht immer bis zu Ende gedacht, so dass Klöpse wie „…schreckli-hich…“ und „…fina-hal…“ entstehen oder die Texte einfach heruntergerattert wirken. Davon abgesehen fällt mir die variable stimmliche Gestaltung positiv auf, die wie ein Lichtblick auf dem instrumental sehr gleichförmigen Untergrund wirkt.

Bitte, liebe KLAMM-Musiker, versteht mich nicht falsch: Mir geht es nicht darum, euer Album aus Spaß an der Freude zu verreißen (und ein echter Verriss sieht bei mir auch anders aus). Ihr seid sicherlich besser (oder zumindest nicht deutlich schlechter) als viele (auch bei Labels untergekommene) Black Metal-Bands. Ich möchte euch vielmehr aufzeigen, wo und in welcher Weise ihr an euren eigenen Ansprüchen scheitert. Konzentriert euch auf eure Stärken, legt mehr Wert auf die Wirkung eurer Texte und richtet euer Augenmerk noch stärker auf die Dynamik eurer Songs. Wo ihr hinwollt, kann ich durchaus erahnen, von Größen wie NOCTE OBDUCTA oder EIS (ex-GEIST) seid ihr aber noch ein ganzes Stück entfernt.

05.05.2012
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