Kittie - Oracle

Review

Knapp 1,5 Jahre ist es her, dass Kittie mit Spit ihr Debut-Album auf den Markt brachten und um Aufmerksamkeit warben, die ihnen alleine schon deshalb zuteil wurde, weil Metal-Bands mit vier jungen weiblichen Mitgliedern nicht wirklich häufig anzutreffen sind. Seitdem waren sie hauptsächlich auf Tour, z.B. mit Slipknot, haben auf diversen Festivals gespielt und in für die vier Kanadierinnen so fernen Orten wie Australien, Japan und Deutschland. Nun steht mit Oracle das zweite Album auf dem Plan (VÖ: 13.11.2001). Verglichen mit Spit hat sich viel verändert: Fallon hat die Band verlassen und damit sind offenbar auch alle Hip Hop-Elemente aus der Musik verschwunden, die bei dem nach Spit erschienenen Song „Da Shit…“ noch stark ausgeprägt waren. Die Produktion ist glasklar und extrem druckvoll. So druckvoll, dass spontan Erinnerungen an das Debut von Machine Head aufkommen, z.B. beim zehnten Track „No Name“. Auch musikalisch brauchen sich Kittie nicht mehr zu verstecken. Hatte Spit noch ein paar Längen und hat sich die Stimme von Morgan bei den gekreischten Vocals teilweise überschlagen, so ist dies alles Vergangenheit. Kittie bringen mit Oracle eine faszinierende und vor allem neue Mischung aus Death Metal (Obituary) und New Metal/Hardcore (Slipknot, Machine Head etc.). Die Songs sind abwechslungsreich gestaltet, wechseln zwischen Gegrunze/Gekreische und dem „richtigen“ Gesang (der jetzt erstaunlich gut klingt, z.B. in „In Winter“), von Balladen und doomigen Passagen (z.B. im elf Minuten langen (!) „Pink Lemonade“) zu Geknüppel („No name“, „Mouthful of Poison“) und schaffen durch die Überlagerung von den unterschiedlichen Gesangsstilen (z.B. „Pain“) eine sehr dichte Atmosphäre. Live klingt das ganze noch eine Spur härter: Die New Metal-Spuren werden von einer gehörigen Spur Death Metal beiseite gewischt. Wer sich davon überzeugen will kann dies auf der nächsten Tour machen: Im Oktober/November sind Kittie in den Staaten auf Tour und kommen im Februar wieder nach Deutschland (München, Essen, Frankfurt, Berlin, Hamburg) (Link). Trotz all dem Lob gibt es natürlich auch ein paar Dinge zu meckern. „Severed“ ist recht langatmig geworden (genau wie das Intro vom Pink Floyd-Cover „Run like hell“) und mit „Wolves“ liefern Kittie einen ebenso nervigen Song wie „Choke“ auf der Spit ab. Somit stehen die neun Punkte eigentlich für 8,5. Übrig bleibt ein sehr gutes Album mit viel Potential für die Zukunft, welches viele fröhliche Stunden garantiert und einige Songs dürften sich in den Ohren der Fans für lange Zeit einen Platz gesichert haben. RUN!!

23.10.2001
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