Kitt Wolkenflitzer - Vom Aufstehen Und Stehenbleiben

Wo kommt ihr denn plötzlich her? KITT WOLKENFLITZER haben mich mit „Vom Aufstehen und Stehenbleiben„ schon im Sack, noch bevor der erste Song durch ist. Das Vertrauen hier auf hochwertigen deutschen Kopf-Punk zu treffen ist sofort unumstößlich da, die Gewissheit, nicht enttäuscht zu werden und in der nächsten halben Stunden mit Emotionen und guten Melodien zugeschüttet zu werden. Dabei gehen KITT WOLKENFLITZER bemerkenswert zackig und ungeschminkt vor, es gibt keine Riff-Orgien, keine Synthie-Spielereien – es gibt einfach unaufgeblasenen Punk Rock mit Inhalt.

Andi, Bolle und BAndi sind unter anderem für den gemeinschaftlichen Gesang zuständig und bringen die cleveren, berührenden Texte so packend an den Hörer, dass man ihnen praktisch aus der Hand fressen muss, sofern „…das Herz noch schlägt…„. KITT WOLKENFLITZER stürzen uns einerseits ins bodenlose Nichts, resümieren ernüchternde Fakten, die uns die Kehlen zuschnüren und halten uns doch andererseits die helfende Hand entgegen. Die Oldenburger kombinieren ihre luftigen Melodien mit fast schon unverschämt eingängigen Szenen, sodass „Finn Gegen Die Welt„ oder „Alltagsstürme“ sich sofort in Hirn und Herz fressen. Musikalisch geht es auf „Vom Aufstehen und Stehenbleiben„ stetig nach vorne und das Quartett schafft es dank cleverer Songanordnung im Laufe der Platte immer noch eine Schippe draufzulegen. Lyrisch bewegt man sich durchweg auf hohem Niveau, ohne zu sehr mit Metaphern zu überladen. Ein gutes Beispiel dafür ist „Ein Kompliment In Moll“ und sicher können einige mitfühlen, wenn KITT WOLKENFLITZER „..tu‘ mir einen Gefallen, sei doch mal du selbst…“ skandieren. Gerade im aktuellen Social Media-Wahn, wenn uns pseudo-interessante Meldungen von über-drei-Ecken-Bekanntschaften erreichen, würde man gerne im Stile von KITT WOLKENFLITZER „…tu‘ mir einen Gefallen – halt die Schnauze!“ zurückpoltern.

KITT WOLKENFLITZER klingen also gleichzeitig wütend und reflektiert, ohne weinerlich oder belehrend zu sein. 12 Hymnen vom Scheitern, Fluchen und Hetzen im Alltag. 12 Hymnen, die jeder, der fühlt und denkt, nachvollziehen können sollte. Wer die üblichen Verdächtigen wie TURBOSTAAT zu Zeiten von „Schwan“ oder „Flamingo“ , CAPTAIN PLANET, DACKELBLUT, MUFF POTTER oder auch Bands wie PASCOW oder MARATHONMANN mag, der darf gerne blind zugreifen und sich von „Vom Aufstehen und Stehenbleiben„ gefangen nehmen lassen – mit Gefühl, voll Karacho, ab dafür!