Eigentlich hatte ich mich nach der Vorab-Single „Ghlor Ar An Oiche“ auf das neue Album von Angelo Bergamini und Elena Alice Fossi durchaus gefreut, doch leider scheint der Glanz vergangener Tage anno 2012 doch ziemlich verblasst zu sein. In der Vergangenheit war es oft die Mischung aus symphonischen Bombast und treibender Elektronik gepaart mit polarisierenden Lyrics, die KIRLIAN CAMERA zu etwas Besonderem gemacht haben. Das neue Album „Nightglory“ kämpft jedoch von Beginn an leider damit, dass alles nur so vor sich hinplätschert…
Dies fängt schon beim Opener „I’m sorry“ an, bei dem man immer zu darauf wartet, dass er nun endlich mal Fahrt aufnimmt, was aber nicht passiert. Im Rahmen des Titeltracks „Nightglory“ kommt dann zwar etwas Leben auf, dieser Song war ja aber schon von der Single bekannt. Danach wird der Stecker aber wieder umgehend gezogen und Songs wie „Save Me Lord“ oder „I Killed Judas“ entwickeln sich zu einer unerfreulich zähen und belanglosen Angelegenheit. „Hymn“ weckt vom Songnamen her zwar einiges an Hoffnung – entpuppt sich dann aber als völlig unnötiger und richtig schlechter ULTRAVOX-Coversong und ist genauso belanglos wie der instrumentale Lückenfüller „Black Tiger Rising“.
Dennoch hofft man weiterhin inständig darauf, dass KIRLIAN CAMERA jetzt dann aber wirklich endlich mal Gas geben – was aber weiterhin einfach nicht passieren will („I gave you wings – I gave you death“, „Gethsemane“). Und dann ist das Album nach zehn Stücken auf einmal auch schon wieder zu Ende, wenn man nicht schon vorher eingeschlafen ist…
Und zurück bleibt eigentlich fast nichts bzw. vor allem die Gewissheit, dass „Nightglory“ eine große Enttäuschung ist. Langatmig, ohne Antrieb, ohne Ecken & Kanten und ohne Höhepunkte präsentieren sich KIRLIAN CAMERA auf ihrem aktuellen Album somit sehr leb- und lieblos. Hinzu kommt – zumindest in meinen Ohren – ein ähnlicher Effekt wie bei L’AME IMMORTELLE: Die Vocals von Elena Fossi wirken auf Dauer und bei solch lahmen Songs genauso einschläfernd wie die x-te Ballade von Sonja Kraushofer. Man kann es irgendwann einfach nicht mehr hören…
Die limitierte Version von „Nightglory“ erscheint mit einer zusätzlichen Bonus-Disc, auf der es zwei zusätzliche, neue und absolut entbehrliche Songs („A shark’s tale“, „Quicksand city“) sowie vier kammermusikalische Bearbeitungen von Albumtracks gibt – also nichts mit „Club Versionen“ o.ä, es wird quasi noch „langweiliger“, was ja eigentlich kaum noch geht. Schade, das war nichts und es scheint, als bräuchten KIRLIAN CAMERA nach diesem Album einen kompletten Reboot, denn so macht man sich seinen angeblichen Kultstatus nämlich ordentlich kaputt.
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