Kirk Windstein - Dream In Motion

Review

Soundcheck Januar 2020# 7

Kirk Windstein wandelt auf Solopfaden und präsentiert mit „Dream In Motion“ sein erstes Werk unter seinem eigenen Namen. Das verblüfft fast ein bisschen. Immerhin ziert den Mann bekanntermaßen nicht nur ein vorbildlicher Bart, sondern auch ein ziemlich eindrucksvolles Portfolio an Werken, seien es die seiner Hauptbaustelle oder die der Nebenspielwiesen wie DOWN oder KINGDOM OF SORROW. Aber vorstellen muss man den Kerl nun wirklich niemandem mehr. Hoffentlich. Umso mehr darf man sich wundern, dass er sich mit seiner Soloplatte bis jetzt Zeit gelassen hat.

„Dream In Motion“ jedenfalls ist als Soloalbum relativ deutlich zu erkennen. Der Stil der Platte weicht zwar nicht vom Wirkungsradius von CROWBAR ab, pickt sich aber vornehmlich dessen atmosphärischere Momente heraus und ist damit deutlich sentimentaler unterwegs, auch wenn es gelegentlich auch mal etwas heavier zugeht, wie in „Toxic“, dessen Riffing bisweilen etwas von den mittelspäten CANDLEMASS hat. Auch der Opener „Dream In Motion“ geht für Doom-Verhältnisse etwas beherzter zur Sache, während das großartige, abschließende JETHRO TULL-Cover „Aqualung“ fast wie eine SABBATH-Intonation klingt.

Kirk Windstein im Alleingang

Doch ansonsten regiert die stimmungsvollere Seite des Spektrums. Das geht soweit, dass Synthie-Streicher in „Hollow Dying Man“ die Gitarre und damit nicht zuletzt auch Windstein selbst samtig umgarnen. Die Wirken hier und da zugegeben ein bisschen billig, sind aber subtil genug, um damit nicht zu sehr auf die Nerven zu gehen. Etwas subtiler verhält es sich da an anderer Stelle, wenn die gleichen Synths in „The Ugly Truth“ etwas behutsamer eingesetzt werden.

In Sachen Songwriting hält sich Kirk Windstein überwiegend an einfache Strukturen. Hier gibt es eingängige Songs zu hören, die entweder mit klassischen Doom-Licks oder nur leicht angezerrten Riffs dargeboten werden und rhythmisch ziemlich träge unterwegs sind. Diese werden aber atmosphärisch geschmackvoll ausgeschmückt, sei es eben durch besagte Synthesizer oder eben durch den Einsatz zahlreicher Hall-Effekte. Die Produktion untermalt dies noch zusätzlich mit einem Sound, der sich gut mit besagten Effekten und den flächigen Riffs verträgt.

„Dream In Motion“ ist mehr als nur CROWBAR-Light

Das alles erfüllt seinen Zweck und untermalt den insgesamt eher reflektiv und andächtig anmutenden Grundton von „Dream In Motion“. Hier fügt sich auch der Gesang von Kirk Windstein ein, der natürlich unverkennbar rau ist, auf „Dream In Motion“ speziell aber den Songs entsprechend sehr melodisch, teilweise sogar richtig elegisch gerät. Das gilt vor allem für die mehrstimmigen Parts. Von denen sticht besonders das Ende von „Necropolis“ und die Hook vom anschließenden „The Ugly Truth“ hervor, die geradezu hymnisch geraten und längerfristig im Ohr bleiben.

Es passt hier also trotz der billigen Synthesizer im Grunde alles gut zusammen, auch wenn zugegeben nicht jeder Schuss ein Treffer ist. Das Instrumental „The Healing“ ist zum Beispiel so ein Fall, den man sich verlustfrei von der Trackliste wegdenken könnte. Kirk Windstein liefert letzten Endes aber ein Album, das eindeutig aus dem musikalischen Umfeld von CROWBAR stammt und sich dennoch durch seine sentimentale Beschaffenheit ausreichend hiervon abhebt. „Dream In Motion“ ist eine schöne, angenehm sentimentale Angelegenheit und damit definitiv mehr als nur eine Zwischenmahlzeit vor der nächsten CROWBAR-Platte.

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18.01.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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