King's Tonic - Fuck Your Neighbour

Review

Wer hätte 1995 gedacht, dass die Brüder Efthimiadis (Ex-RAGE) irgendwann einmal im Alternative-Rock- bzw. Punk-Lager ihre Zelte aufschlagen würden? Über zehn Jahre später schaut die Welt schon ganz anders aus: KING’S TONIC spielen Alternative Punk Rock und bleiben dabei artig im vorgegebenen Stilkorsett. Einzig der Albumtitel kann bei besonders zartbesaiteten und politisch korrekten Gemütern anecken, ansonsten aber überraschen die zwölf Songs auf „Fuck Your Neighbour“ wenig. Man bewegt sich im Fahrwasser von GREEN DAY, rockt nach vorn und kommt ohne große Umschweife zum Refrain. Das ist nicht besonders originell, aber durchaus unterhaltsam. Nicht mehr und nicht weniger.

Dabei klingt der Einstand mit „Naked“ noch sehr vielversprechend mit energischem Instrumentaleinsatz, zahlreichen Riffs im Reverse und ins Ohr gehendem Refrain, doch die Vorschußlorbeeren verspielt man sich schnell: „Razor Blade“ ist eine gähnend langweilige Pop-Nummer mit Kuschelrock-Einschlag und auch die später folgende Ballade „Shore“ ist extrem saft- und kraftlos, genauso wie das folgende „Wasted“. Auch Songs wie „Ease The Pain“ oder „Bad Trip“ lassen die Abwechslung etwas missen und wecken eher Erinnerungen an CREED oder eine x-beliebige, radiotaugliche Rock-Band als an ein Herner Quartett, das sich an die Spitze des Genres spielen möchte. Dafür allerdings entschädigen der rotzige Titeltrack und das punkige, druckvoll eingespielte „Ready To Run“ zum Ende des Albums.

Live räumen KING’S TONIC sicherlich ordentlich ab, doch auf CD spürt man von dieser Guten-Laune-Stimmung nur wenig, obwohl die hervorragende Produktion keine Wünsche offen lässt. Auf „Fuck Your Neighbour“ fehlt einfach etwas, das die Band von einer der unzähligen Rock-Cover-Bands unterscheidet, etwas mehr Herz, etwas mehr Leidenschaft oder einfach nur etwas mehr Abwechslung, und ich hoffe, dass das auf dem nächsten Album, das die Herner momentan einspielen, zu finden sein wird. Lassen wir uns überraschen.

16.05.2009

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