King Dude - Full Virgo Moon

Review

Hätte JOHNNY CASHs tiefgläubige Mutter dem kleinen J. R. damals nicht jeden Abend aus ihrem Kirchenliederbuch vorgesungen, sondern etwas mehr über Okkultismus, Magie und den Leibhaftigen höchstselbst erzählt, wäre die musikalische Karriere der Countrylegende womöglich ganz anders verlaufen. Doch der Man in Black blieb ein Leben lang überzeugter Christ, nahm sogar diverse Gospel-Alben auf. Aber die Wege des Herrn sind bekanntermaßen unergründlich: Etwa 50 Jahre nachdem CASH seine ersten Hits veröffentlicht hat, dürfen Folk- und Countryfans, die mit dem Gehörnten im Bunde stehen, auf KING DUDE vertrauen. Der liefert mit „Full Virgo Moon“ erneut tiefschwarzen, sentimentalen Folk, der unter die Haut geht.

KING DUDE – Minimalistisch zum Erfolg

Während der hochgelobte Vorgänger „Music To Make War To“ noch mit dezenten Gothic-, Alternative- und Post-Rock-Einflüssen experimentierte, kehrt KING DUDE auf „Full Virgo Moon“ wieder verstärkt zu seinen folkigen Wurzeln zurück – und überzeugt damit einmal mehr! Der atmosphärische Opener „Intro (A Shadow’s Theme)“ baut gehörig Spannung auf, bevor mit „My Rose By The Sea (Satyr Boy)“ ein für den US-Singer-Songwriter absoluter typischer Song erklingt, der vor allem dank seines melodisch-melancholischen Chorus zu überzeugen weiß. Dabei fällt auf, dass sich „Full Virgo Moon“ tendenziell recht minimalistisch präsentiert, dadurch jedoch die größtmögliche Wirkung erzielt. Der Titeltrack oder akustische Nummer wie „Forty Five Say Six Six Six“ und „The Satanic Temple“ fließen dadurch nicht nur nahtlos ineinander über, sondern schaffen zudem eine gespenstische und gleichermaßen wohlige Atmosphäre, in die man sich schnell verliebt und in der man sich noch viel schneller verliert.

Das tieftraurige „Forgive My Sins“ gehört fraglos zu den besten Songs, die KING DUDE je geschrieben und performt hat, was sicher nicht zuletzt an der grandios inszenierten Instrumentierung und seiner tiefen, von Leid geplagten Stimme liegt. Tatsächlich gelingt es dem amerikanischen Ausnahmemusiker, Gefühle wie Schmerz, Verlust und Trauer auf seine eigene, wunderschöne Art so glaubhaft zu vermitteln, dass „Full Virgo Moon“ vor Authentizität nur so strotzt. Die thematisch und lyrisch zusammenhängenden Nummern „Make Me Blind“ und „A Funeral Song For Atheists“ grenzen sich musikalisch zwar deutlich hörbar von einander ab, entfalten durch diese gezielte Kontrastierung jedoch ihr eigentliches Potential und stellen damit KING DUDEs folklastiges Frühwerk seinem aktuellen, vergleichsweise progressiven Sound gegenüber. „Something About You“ kombiniert schließlich beide Facetten und zeigt: TJ Cowgill (aka KING DUDE) hat immer noch beides perfekt drauf!

Der Man in Black des Neo-Folks: TJ Cowgill aka KING DUDE

„Full Virgo Moon“ – Emotional und ehrlich

Wer KING DUDE und seine schaurig-schönen Satanshymnen ohnehin zu schätzen weiß, der kann mit „Full Virgo Moon“ grundsätzlich gar nichts falsch machen. Das Album ist trotz der etwas zu kurz geratenen Spielzeit ein absoluter Pflichtkauf für alle, die auf emotional-ehrlichen Folk in düsterem Soundgewand stehen. Insgesamt setzt KING DUDE auch diesmal sein Schaffen konsequent fort und erweitert seinen Katalog um einige weitere durchweg gelungene Nummern, die besonders live den ein oder anderen Gefühlsausbruch hervorrufen dürften.

15.03.2020
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