Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Obwohl sich KING DIAMOND mit “Them” und “Conspiracy” auf dem Zenit ihres Erfolgs in den Achtzigern befanden, kam es während der Aufnahmen zu letztgenannter Platte dennoch zu einem Wechsel im Line-up. Drummer Mikkey Dee verlässt die Band kurz nach den Aufnahmen seiner Takes, um sich zunächst DON DOKKEN, dann MOTÖRHEAD anzuschließen, um dort bis zu Lemmys Tod im Jahre 2015 zu bleiben. Für ihn kam der junge Schwede Snowy Shaw (Geburtsname: Tommie Helgesson) in die Band. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen von “The Eye” waren KING DIAMOND und Shaw bereits miteinander auf Tour, sodass sich die Band sehr eingespielt präsentiert.
Die Recordings von “The Eye” stehen allerdings aus ganz anderen Gründen unter keinem besonders guten Stern: Die Achtziger sind fast vorbei, traditioneller Metal verliert an Popularität und die Plattenfirmen orientieren sich an den zeitgeistigen Trends, wobei hier insbesondere das KING-DIAMOND-Label Roadrunner durch zahlreiche Irrungen und Wirrungen auffiel. So ist nicht nur das Studiobudget derartig knapp bemessen, dass Snowy Shaw seine Drumtracks auf einem E-Drumkit einspielen muss. Die Promotion für die Platte verläuft auch noch halbherzig und die Band geht kaum auf Tour. Was folgt, ist logisch. Die Besetzung mit Pete Blakk (Gitarre) und Hal Patino (Bass) zerfällt und einzig der treue Wegbegleiter Andy LaRocque (Gitarre) steht dem King auf immerdar zur Seite. Shaw wird 1994 an der Seite des Kings allerdings noch bei MERCYFUL FATE auftauchen und mit ihm auf dem Album “Time” mitwirken; in der Folge taucht er zudem unter anderem als Sänger bei THERION oder als einstweiliger Bassist bei DIMMU BORGIR auf.
“The Eye” – Oft übersehen und dennoch makellos
Dass “The Eye” so stiefmütterlich behandelt wird, ist dabei mehr als schade, zählt es doch zu den besten Alben der KING-DIAMOND-Historie. Erneut wird uns eine gut gesponnene Horror-Konzeptstory präsentiert, die in mehreren Strängen und zeitlichen Ebenen erzählt wird. “The Eye” handelt von einem Amulett in Form eines Auges, das der betrachtenden Person einen Blick in vergangene Zeiten gewährt. So erblickt der Ich-Erzähler die grausamen Schicksale zweier Frauen, die als Hexe verbrannt bzw. als Nonne von ihren Konventsvätern vergewaltigt werden und verfällt angesichts der gesehenen Abscheulichkeiten selbst in den Wahnsinn. KING DIAMOND ist dabei immer wieder wichtig, neben wohligem Grusel auch ernstzunehmende Kritik an der Kirche und ihrem jahrhundertelangen Machtmissbrauch zu üben.
Dieser Plot wurde musikalisch mit entsprechend passenden Stilmitteln umgesetzt. “The Eye” zählt zu den progressiveren und keyboard-lastigeren Alben der Band. Vor allem der Einsatz von (synthetischer) Geige als Instrument des Teufels und Kirchenorgel als Symbol für den Klerus sorgt für eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Leider hat sich im Live-Set von KING DIAMOND hauptsächlich nur der mit einem sagenhaften 5/4-Takt eröffnende Quasi-Titelsong “Eye Of The Witch” gehalten. Dabei sind “Burn”, “Into The Convent”, “Father Picard”, “Behind These Walls” und “The Meetings” vorzügliche Gassenhauer erster Güte, auf denen der King selbst mit der vielseitigsten Gesangsleistung seiner gesamten Karriere glänzt. Durch das schöne Instrumental “Insanity” und die gruseligste Hörspielcollage seit CELTIC FROSTs “Danse Macabre”, nämlich “Two Little Girls”, wird die verschachtelte Story des Albums hervorragend umgesetzt und ermöglicht eine erzählerische Anteilnahme am Geschehen.
KING DIAMOND mit dem letzte großen Meilenstein für viele Jahre
Mit “The Eye” läuten KING DIAMOND die Achtziger aus und sie tun es mit einem wahren Paukenschlag. “The Eye” ist für viele Jahre das letzte stilprägende Album der Horror-Heavy-Metaller. Denn auch wenn KING DIAMOND nie ein schlechtes Album produziert haben und die Neunziger-Alben insgesamt alles andere als schlecht waren, war der vollends überzeugende, alte Spirit erst auf “Abigail II: The Revenge” und insbesondere “The Puppet Master” wieder dar. Wer “The Eye” bisher übersehen hat, sollte sich dringend mit einem der langlebigsten Alben des Horrorkönigs auseinandersetzen. Es lohnt sich!
Prima Album ohne Wenn und Aber, allerdings muss ich dem Rezensenten vehement widersprechen, erschienen doch in den Neunzigern mit A spider’s lullaby und The Graveyard zwei tolle Alben, die ich auch heute noch gerne auflege. Voodoo war tatsächlich nicht ganz so zwingend, hatte jedoch ebenfalls großartige Momente.
Geniales album!-
Der Rezensent schreibt ja, dass auch die 90er-Alben alles andere als schlecht waren.
Ich gebe ihm aber da schon recht, nach „The Eye“ gab es nen kleinen Qualitätseinbruch, der vor sich vor allem im etwas biederen „Voodoo“ und im manchmal ein wenig zerfahrenen „The Graveyard“ gipfelte. „The Spiders Lullabye“ ist bei mir irgendwie immer ein wenig außen vor gefahren, da es ja nur teilweise ne durchgängige Geschichte hatte. Das hat dem Album ein essentielles King-Diamond-Element genommen. Aber auch hier gilt: Qualitativ ist das Teil voll in Ordnung. Bei mir hat sich der King übrigens mit der „House of God“ bereits wieder vollauf rehabilitiert!
Und wieder liefert King Diamond ein sehr gutes Album ab.
Es ist kurzweilig, besteht aus meistens recht flotten Stücken, ist abwechslungsreich, aber nicht ganz so verspielt, wie seine Vorgänger. Besonders gelungen, ist für mich die Atmosphäre, die einfach an einen lupenreinen 80er-Horrorfilm erinnert. Es gibt definitiv eingängige und tolle Songs, doch für eine Überbewertung fehlt mir dann das letzte Stückchen Perfektion, denn die Band war auf den Vorgängern einfach schon kreativer und wilder unterwegs.
Gefällt mir dennoch abermals sehr gut!
Ein geniales Album wie fast alles vom King