Beim Image von KING 810 muss ich immer an die Geschichten rund um Rapper 50CENT denken (da kam man ja leider nie drumherum). Ohne das eindeutig werten zu wollen, haben die Geschichten des Vierers rund um das Leben in Flint, Michigan, USA einige Parallelen aufzuweisen. Es ist ein hartes Pflaster, ohne Frage, und dennoch ist niemandem ein Vorwurf zu machen, der das Gangster-Image von KING 810 zum Schmunzeln findet, oder „Memories Of A Murderer“ als stumpfen Versuch auffasst, den NuMetal wiederzubeleben. Authenzität möchte ich KING 810 allerdings eben so wenig absprechen.
Trotz der sehr simplen musikalischen Herangehensweise transportiert „Memories Of A Murderer“ vor allem dank Frontmann David Gunn eine Fülle von Emotionen. Ohnmächtige Verzweiflung, brodelnde Wut und ein Wechselspiel, das an Täter-Opfer-Rollen denken lässt prägen das Geschehen. Es ist ein Trip in eine trostlose Gegend, ein Grau, in dem nur Stärke zum Überleben zählt. Klingt mitunter albern, ist mit Groove-Monstern wie „Kill Em All“, oder „Treading And Trodden“ packend vertont (zum Kopfnicken reicht’s).
Auf der Gegenseite steht die Zerbrechlichkeit von einem ruhigen Akustikstück wie „Take It“, das so gar nicht zur davor heraufbeschworenen Testosteron-Überdosis passen will, es aber eben doch tut. Gleiches gilt für das beinahe ins poppige abdriftende „Eyes“, das in eine beruhigende Zuflucht entführt und sich entgegen des restlichen Materials als „warm“ bezeichnen lässt. Totalausfälle haben KING 810 aber ebenso an Bord, die reinen Rap-Stücke „Anatomy 1:2“ und „Anatomy 1:3“ nerven spätestens beim zweiten Durchlauf enorm (und das nicht, weil ich Rap gänzlich ablehnend gegenüberstehe, es ist einfach lahm). Auch der schwächste Song von der „Proem“-EP, „Desperate Lovers“ wirkt im Gesamtbild ebenfalls nicht besser.
Das Problem zieht sich dann über die Gesamtspielzeit von mehr als einer Stunde. Trotz des Versuchs, Abwechslung ins Spiel zu bringen, wirken die Ansätze von KING 810 immer gleich. Entweder ist es die brutale Aggression, die tatsächlich an abgespeckte SLIPKNOT denken lässt, oder emotionale Balladen, die wie in „Devil Don’t Cry“ zeitweise die Grenze zum Kitsch gefährlich reizen – und trotzdem ein angenehm anderes Gesicht der „Gangster“ zeigen.
„Memories Of A Murderer“ ist vollgepackt bis oben hin, nur nicht durchweg qualitativ hochwertig. Die NuMetal-Stücke sind, wie auf „Proem“ bereits angedeutet, aggressiv groovend, ohne dabei besondere Finesse erkennen zu lassen (kennste einen, kennste alle, oder so). Dagegen überraschen KING 810 mit einer Fülle an ruhigen Songs, die voller Gefühl stecken und tatsächlich vom guten Gesang Gunns profitieren. Ein schwieriges Album, das seine Anhänger ebenso wie seine Gegner finden wird. Ohne Image wäre KING 810 für viele nur halb so spannend (aber das war seinerzeit bei SLIPKNOT, KORN, oder MUSHROOMHEAD nicht großartig anders), musikalisch deutet das Debüt aber an, dass die Jungs einiges zu sagen haben. Künftig ein bisschen Ballast weg, ein bisschen mehr Dynamik ins Songwriting und man kann den Vorschusslorbeeren zumindest im Ansatz gerecht werden … die neuen SLIPKNOT sind sie allerdings nicht, dafür hatten die Jungs aus Iowa schon zu ihrer Frühzeit deutlich spannenderes Material auf Lager.
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