Seit tausenden von Jahren schon wird der Wolf als Feindbild, aber auch als Identifikationsfigur des Menschen betrachtet und zudem verfügt dieses Tier über immense mythologische und kulturhistorische Bedeutung. Davon ist selbstredend auch die Heavy Metal-Szene nicht ausgenommen, im Gegenteil, mittlerweile könnte man problemlos ein mehrtägiges Festival veranstalten, würde man ausschließlich Bands verpflichten, die den Namen WOLF im Bandnamen tragen oder zumindest in ihren Songs diesem Tierchen die Ehre erweisen.
Auch die hierzulande bislang wohl noch völlig unbekannten Spanier KILMARA dürften da mitwirken, schließlich haben sie ihr zweites Langeisen „Don’t Fear The Wolf“ getauft. Das seit mehreren Jahren aktive Quintett aus Barcelona scheint in der Heimat bereits ein durchaus beachtliches Gefolge zu besitzen, schließlich hat es auch schon einige in Eigenregie aufgelegte Veröffentlichungen vorzuweisen, auf denen noch in der Muttersprache vorgetragen wurde.
Seit dem Jahr 2007 und dem letzten Album „Hunting Dreams“ scheint man jedoch auf Internationalität aus zu sein und hat sich auf die englische Sprache festgelegt. Verstecken vor etwaigen Vergleichen braucht sich der Fünfer für sein brandneues Werk auch keineswegs, denn die Burschen kommen mit einer überaus zugänglichen und melodischen Metal-Melange aus dem Kreuz.
Dabei ist es egal, ob KILMARA mit mächtigen, riffbetonten Kompositionen in schwermetallischer Tradition daherkommen, oder eher ihre hingebungsvoll intonierten, gefühlvollen Nummern vortragen, die Chose wirkt immerzu wie aus einem Guss, kommt kompakt aus den Boxen und verfügt über reichlich Hooks und markante Melodien. Mit Christian Wolfgang Kohl ist zusätzlich noch ein für derlei Sounds idealer Mann am Mikro zu finden. Der Kerl versteht die melodischen, wie auch rauen Passagen auf harmonische Art umzusetzen und wirkt dabei über jeden Zweifel erhaben.
Zwar erfinden die Herren aus der Fußball-Metropole den Metal nicht neu, sind aber auch weit davon entfernt, als eines jener Exemplare in die Historie einzugehen, die lediglich auf der „Retro“-Schiene tuckern und dabei „Aufgewärmtes“ servieren, selbst wenn einige Zutaten doch hinlänglich bekannt sind. Inspirationen für ihre Musik scheint die Band vorwiegend auf dem europäischen Kontinent zu finden, wobei vor allem das Duo John Portillo und Kike Torres an den Klampfen sehr viel IRON MAIDEN und weitere Vertreter der NWOBHM hören dürfte.
Weitere Einflüsse stammen dann wohl auch noch aus Deutschland, aber auch aus dem skandinavischen Raum, wobei mich KILMARA vor allem dann, wenn es merklich ruhiger zugeht und die Melodien das Spiel prägen, mehrmals an Bands wie THUNDERSTONE erinnern. Keine üblen Referenzen und zudem muss man diesen Burschen attestieren bereits jede Menge an nachhaltig in Erinnerung bleibenden Kompositionen am Start zu haben.
Die über einstündige Vorstellung vergeht wie im Flug und lässt mich einmal mehr erkennen, dass auf der iberischen Halbinsel wesentlich mehr an interessanten Bands unterwegs sind, als wir hier mitbekommen.
Einziges Manko ist das – meiner Meinung nach – nicht wirklich imposante Cover, das aber hoffentlich keinen Freund von traditionellen, melodiösen Heavy Metal-Klängen davon abhalten wird, sich diesem „Wolf“ zu stellen.
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