Killswitch Engage - Incarnate

Review

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Ein neues KILLSWITCH-Album. Wie wird es klingen? Experimentierfreudig, komplett neu ausgerichtet womöglich? So wie das umschlängelte Phoenix-Tier auf dem Cover auch eine Wiedergeburt andeutet? Selbstverständlich nicht. KILLSWITCH ENGAGE schütteln auch 2016 genau jenen Sound und jene Songs aus dem Ärmel, mit denen sie zu Anfang des Jahrtausends den Metalcore groß gemacht haben. Deshalb bedient auch „Incarnate“, das mittlerweile siebte Studioalbum der US-Metalcore-Pioniere, in erster Linie die Fans der Band. Wer KILLSWITCH ENGAGE noch nie etwas abgewinnen konnte, wird das auch nach diesem Album nicht können.

2013 warf noch die Rückkehr des Gründungssängers Jesse Leach ein spannendes Licht auf das damalige Release „Disarm the Descent„, das sich im Folgenden dann auch als überraschend stark herausstellte. Der Reiz des neuen Alten ist drei Jahre später nun irgendwie etwas verflogen. Team Howard und Team Jesse haben eingesehen, dass es im Grunde wie bei der alten Frage nach den BEATLES oder den STONES ist: Beide haben ihre Stärken, aber öffentlich gibt man das besser nicht zu.

Die Tatsache, dass Howard Jones der bessere Live-Sänger ist, tut beim Genuss von „Incarnate“ rein gar nichts zur Sache. Auf Platte klingen Leach und Jones doch ziemlich ähnlich. Profitieren tut das Album jedoch von den Texten Jesses, der sich zumindest für die ganz argen Plattitüden meistens zu schade ist. Am besten klingt der Mann nach wie vor auf den Hardcore-lastigeren Tracks wie dem Opener „Alone I Stand“, „Embrace The Journey … Upraised“ oder dem ersten waschechten KILLSWITCH-Ohrwurm des Albums „Hate By Design“. Den findet man übrigens schon an zweiter Stelle, denn wenn Adam D. und seine Mitstreiter etwas können, dann sind das Hits.

Der gute Herr Dutkiewicz hat sicherlich schon so manches Riff doppelt und dreifach verwurstet und auch auf „Incarnate“ klingt längst nicht alles taufrisch, soviel sei den Kritikern gegeben. Wenn dann noch ein paar uninspirierte Gesangsparts dazukommen sind ein maues Midtempo-Ding wie „It Falls On Me“ oder eine einfallslose Halbballade wie „We Carry On“ auch schon perfekt. 

Trotzdem hat der Dave Grohl des Metalcore auch diesmal den ein oder anderen Banger im Gepäck. Das ziemlich traditionell irgendwo zwischen MEGADETH und „Colony“-IN FLAMES pendelnde „Until The Day“ geht beispielsweise ziemlich gut nach vorne und ist für KILLSWITCH-Verhältnisse fast schon experimentell. Auch nach einem Song wie „The Great Deceit“ leckt man sich, trotz der leichten Anklänge an „This Is Absolution“, bei Großteilen der Genre-Konkurrenz sicherlich die Lippen.

Generell lässt sich sagen, dass „Incarnate“ deutlich verheißungsvoller beginnt, als es endet. Das mag zu Teilen an der allzu bekannten KILLSWITCH-Formel liegen, die sich, bei aller gebotenen Qualität, schon im Verlaufe eines Albums wieder abzunutzen beginnt. Der Hunger ist schneller gestillt, als man es erwartet hätte. Hungriger wirkte die Band im direkten Vergleich auch noch auf dem Vorgänger „Disarm the Descent„. „Incarnate“ erreicht die damals gebotene Hitdichte nicht mehr ganz. Der siebte Streich ist keinesfalls ein Tiefpunkt in der KILLSWITCH-Diskografie, für die Top3 reicht es allerdings auch nicht.

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10.03.2016

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