Killing Spree - In Conflict

Review

Wer kennt noch den KILLING SPREE-Sound von Unreal Tournament, wenn man es mal wieder geschafft hatte, mindestens fünf Kills hintereinander zu platzieren, ohne selbst zu sterben? Klar, solch ein Amoklauf passt bestens zu einer Death Metal Band, im Falle von KILLING SPREE ist aber wohl eher ein Wortspiel Vater des Gedanken. Die sechs Musiker stammen nämlich aus dem brandenburgischen Spremberg, das tatsächlich an der Spree liegt. Chapeau, Jungs! Ob „In Conflict“, das zweite Album der unter anderen Namen bereits seit Ende der Achtziger existierenden Formation, nun eher nach Gewaltorgien oder idyllischer Flussromantik klingt – finden wir es heraus.

KILLING SPREE – Über Stockholm nach Göteborg

Wo wir gerade bei Computerspielen waren: Das mächtige Intro von „Doom“ klingt tatsächlich ein wenig nach dem gleichnamigen Shooter-Klassiker. Zum einen, da es atmosphärisch einfach hervorragend zur dort gezeichneten Version der Hölle passen würde, zum anderen, da die orchestralen Sounds doch ein wenig künstlich, eben aus dem Rechner kommend, klingen. Letzteres soll aber nicht wirklich ein Vorwurf sein. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, die eine kleine Band zur Verfügung hat, wurde hier durchaus eine Menge herausgeholt. Ansonsten geht es im Song zunächst recht klassisch zu. Der Beginn mit seinem typischen Death Metal-Gekeife von Fronter Roman und den schweren Riffs erinnert vor allem an Stockholm, während die Keyboards und flirrenden Leads eher Richtung Göteborg deuten. Kein Überhit, aber als Opener, der die Marschrichtung vorgibt, taugt „Doom“ allemal.

In „I’m What You Want To Be“ geht es dann endgültig in Richtung Melo Death aus dem Ende der neunziger Jahre. Die Melodien klingen derart nach IN FLAMES zu Zeiten von „Colony“ und „Clayman“, dass vermutlich beide Scheiben zum Standard im Proberaum gehören. Schlecht ist das sicher nicht, da KILLING SPREE auch nie die klassischen Death Metal-Einflüsse über Bord werfen. Ihr Sound dürfte Wasser auf die Mühlen derer sein, die sich bis heute wünschten, dass die schwedischen Gernre-Mitbegründer ihren Sound nie verändert hätten. Das Hauptthema von „Lost Times“, samt stark – manchmal zu stark – im Vordergrund stehender Keyboards, geht wieder in die gleiche Richtung, ist aber noch ein wenig eingängiger ausgefallen und hat gen Ende auch ein paar wirklich coole Soli am Start.

Da der Titeltrack dann wieder etwas groovender daherkommt, ist auch für ein wenig Abwechslung gesorgt. „In Conflict“ könnte also eigentlich das perfekte Neunziger-Worshipping-Album sein. Leider haben es aber, in Form des Trios „November Sun“, „Resurrection“ und vor allem „Dying Sun“ auch ein paar Stinker auf die Scheibe geschafft. Allesamt sicher nicht komplett kacke, nutzt sich aber das bisherige Rezept deutlich ab, auch wenn hier eine gewisse Vorliebe für BOLT THROWER stärker zur Geltung kommt. Mit „Paris In Flames“ ist als Finale aber nicht nur ein Wink mit dem Zaunpfahl, wem man hier huldigt enthalten, sondern auch eine gelungene wie kurzweilige Mid-Tempo-Nummer.

Kein Überflieger, aber authentisch – „In Conflict“

Bei KILLING SPREE lebt der melodische Schwedentot der Neunziger weiter, klingt auch durchaus ambitioniert und leidenschaftlich umgesetzt. Auch einige coole Riffs und Melodien haben die sechs Brandenburger am Start und bringen, zumindest zeitweise, ein paar eigene Elemente ein. Dennoch: Die Wahrscheinlichkeit, nach ein paar Monaten noch einmal zu sagen „so, jetzt lege ich mal wieder die „In Conflict“ von KILLING SPREE auf“, dürfte eher gering sein.

„In Conflict“ ist also sicher kein Überflieger Album, versprüht aber einige Menge Authentizität. Alle Fans des Neunziger-Melo-Death aus dem hohen Norden, die sich den Sound der damaligen Zeit samt ein wenig räudiger Erdigkeit zurück wünschen, sollten durchaus mal ein Ohr riskieren.

01.05.2020

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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