Wenn ich es nicht besser wüsste, dass KILLING JOKE bereits 1978 den Grundstein für ihr musikalisches Schaffen gelegt haben, würde ich jetzt wahrscheinlich von einem außerordentlichen Newcomer schwafeln, denn nichts lässt dem Album das reife Alter seiner Erzeuger anmerken. Nach einigen mehr oder weniger entbehrlichen Reunions und Alben – zuletzt 1996 – haben es KILLING JOKE tatsächlich noch einmal geschafft ein wirklich bemerkenswertes Album, wahrscheinlich ihr bestes überhaupt, zu veröffentlichen, das an Frische und Modernität das Gros der Punk und Alternative Szene weit in den Schatten stellt.
Eine apokalyptische Mischung aus Punk und Disco , die abgehoben spacig, zerbrechlich und mitreißend zugleich ist und ständig mit unkonventionellen Ideen überrascht. Verträumt spacige Keyboardpassagen plätschern daher bis sie von brachialen Gitarren durchbrochen werden und Sänger Jaz Coleman haucht den textlich kritischen Songs das eine ums andere Mal Leben ein, wenn er mit seiner kratzigen, englischen Stimme loslegt.
Die zumeist recht simpel strukturierten – ja, manchmal fast monoton anmutenden – Songs aus Refrain-Strophe-Wechsel entfalten erst förmlich durch diese Stimme ihre Kraft, die mal flüstert, nuschelt, schreit oder giftig wie ein irischer Kobold grummelt und geifert. Den letzten Feinschliff verpasst dem Ganzen ex-NIRVANA-Drummer und jetziger FOO-FIGHTERS-Mainman Dave Grohl mit seinem herrlich plakativen Schlagzeugspiel, das die Songs und den Hörer immer wieder anstachelt.
„Killing Joke“ ist ein überaus abwechslungsreiches und in seiner Art nicht alltägliches Album geworden, das von NIRVANA über FAITH NO MORE bis METALLICA viele Ohren ansprechen sollte.
Darf ich mal zwei Zitate aus dem Zusammenhang reissen? "Die zumeist recht simpel strukturierten – ja, manchmal fast monoton anmutenden – Songs […]" "’Killing Joke‘ ist ein überaus abwechslungsreiches und in seiner Art nicht alltägliches Album geworden […]" Ja was denn nun? 😉 Mir kommt das Album reichlich fad vor, nach wenigen Takten ist meistens schon klar, wie es die nächsten Minuten stumpf weitergeht. Ausserdem ähneln sich die einzelnen Tracks zu sehr, da hilft auch der durchgeknallte Coleman nicht mehr.
Also von NIRVANA und FAITH NO MORE höre ich auf "Killing Joke" nicht einen Ton und von METALLICA schon gar nicht. Vielmehr zelebrieren KILLING JOKE auf ihrem selbstbetiteltem eine Mischung aus Alternative-Klängen und Industrial-Rock. Besonders hervorstechen tut das super passende Schlagzeugspiel von Dave Grohl (FOO FIGHTERS), das diesem Album das nötige Etwas vrepasst. Die Riffs sind dieses Mal deutlich eingängiger als zuvor und Jaz Colemans Stimme zieht alle Register. Besser als KILLING JOKE es auf diesem Album gemacht haben kann man Eingängigkeit und hypnotisierende Monoton-Beats nicht kombinieren. Ein geniales Album!
Nicht mit Worten zu beschreiben, deswegen soll an dieser Stelle die Wertung für sich stehen. Der Nachfolger ist übrigens nicht minder genial…