Killer Be Killed - Reluctant Hero

Review

Sogenannte ‘All-Star-Projekte’ sind in den meisten Fällen eine zwiespältige bis überflüssige Angelegenheit. Häufig kranken sie an kompositorischer Belanglosigkeit und beknackten Bandnamen. Im schlimmsten Falle ist überdeutlich hörbar, dass die Köpfe dahinter eher gestiegene Lebenshaltungskosten ausgleichen mussten, als ernsthaft einer kreativen Lust zu folgen. KILLER BE KILLED erfüllen zwar immerhin das Kriterium eines albernen Namens; alle anderen Vorurteile wären aber eine voreilige Unterstellung.

Der namhafte Cast besteht aus Max Cavalera (SOULFLY, CAVALERA CONSPIRACY, ex-NAILBOMB, ex-SEPULTURA), Greg Puciato (ex-THE DILLINGER ECAPE PLAN), MASTODON-Bassist Troy Sanders und CONVERGE-Drummer Ben Koller. Das selbstbetitelte Debüt von KILLER BE KILLED aus dem Jahre 2014 gehörte zumindest zum Besten, was Cavalera in seiner seit einigen Jahren eher durchwachsenen Diskografie zustande gebracht hat, obschon die Band wie eine kurzlebige Angelegenheit wirkte. “Killer Be Killed” war unterhaltsam, hat aber keine Bäume ausgerissen. Es berechtigt, von vornherein zu fragen, wie relevant nun “Reluctant Hero” sechs Jahre später ist.

KILLER BE KILLED – Modern Metal With Class!

Der Stil von KILLER BE KILLED orientiert zwar erkennbar an den Hauptbands der vier Musiker, vermeidet aber das jeweils Offensichtliche. Soll heißen: Die musikalischen Identitäten sind zu jeder Zeit gut zu hören, ergänzen sich aber auf natürliche Weise und profitieren von ihrer grundlegenden Verschiedenheit. Somit bietet “Reluctant Hero” abwechslungsreiches und originelles Songmaterial, aus dem trotz High-End-Produktion leuchtende Funken der Spielfreude sprühen. Dass sich Cavalera, Puciato und Sanders die Vocals teilen, macht das Album zusätzlich spannender, da alle drei sehr gut zu den jeweils zugewiesenen Parts passen. Hätte nur einer der drei die Lead Vocals übernommen, wäre “Reluctant Hero” möglicherweise weniger kurzweilig.

Daraus entstehen Songs, die zum Besten gehören, was das Metalcore/Modern-Metal-Genre seit MACHINE HEADs “Unto The Locust” oder TRIVIUMs “Shogun” hervorgebracht hat. Im Opener “Deconstructing Self-Destruction” geben sich KILLER BE KILLED noch wie eine erwartbare Mixtur aus ihren Stammbands. Dem weichen schnell Highlights wie das zwischen jüngeren BARONESS und DEFTONES träumende “Dream Gone Bad”, der toll gesungene Stampfer “Left Of Center” oder “Filthy Vagabond”, das CONVERGE mit MOTÖRHEAD verbindet. Spannenderweise verfolgt jeder Song einen neuen Ansatz, sodass Schema-F-Effekte glücklicherweise ausbleiben. Trotz einer ordentlichen Gesamtlänge kommt “Reluctant Hero” zudem stets auf den Punkt.

“Reluctant Hero” bereichert das Genre

Nicht nur All-Star-Bands können sich bei KILLER BE KILLED was abschauen. Elf Songs und kein richtiger Lückenfüller, keine nervigen Soundsample-Tracks, keine Reißbrettarbeit, keine kommerzielle Anbiederung – das ist unter den gegebenen Vorzeichen keinesfalls selbstverständlich. “Reluctant Hero” ist ein Highlight in seinem Bereich, weil es sich ganz ungeniert seine eigene Nische schafft. So können und sollten KILLER BE KILLED gern weitermachen.

13.11.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

Exit mobile version