Killer Be Killed - Killer Be Killed

Review

KILLER BE KILLED greifen mit einem selbstbetitelten Debüt an – was vom Bandnamen her eher erstmal unspektakulär und nicht sonderlich innovativ klingt, hat aber doch einiges zu bieten. KILLER BE KILLED setzt sich zusammen aus Max Cavalera (SOULFLY, SEPULTURA, CAVALERA CONSPIRACY, NAILBOMB), Troy Sanders (MASTODON), Greg Puciato (THE DILLINGER ESCAPE PLAN) und David Elitch (Ex-THE MARS VOLTA, tätig für M83, JUSTIN TIMBERLAKE, MILEY CIRUS, JULIETTE LEWIS…). Nachdem das mühsame Namedropping somit abgefrühstück ist, können wir uns nun dem Ergebnis widmen. Schon der Einstieg macht klar, dass KILLER BE KILLED die angestaute Energie ganz rasch loswerden wollen. Kurze Störgeräusche und zack – mitten im Opener „Wings of Feather And Wax“. Der Refrain ist überraschend sanft und geht sofort ins Ohr, von diesen Ohrwurmzecken finden sich einige auf dem Debüt, nicht ausschließlich Strophen sondern auch fiese Riffs, die sich umgehend im Gehörgang festsetzen und dem Hörer unvermittelt im Alltag durch den Kopf schießen.

„Face Down“ schließt eigentlich nahtlos an und glänzt besonders durch seine mitreißende Live-Illusion und den packenden Takt. Schon fast ein Muss hier das Zopfgummi (falls vorhanden) zu lösen und im Takt die Mähne zu schütteln. Auch wenn bei KILLER BE KILLED eigentlich jeder genau das einbringt, was man von ihm erwartet, so klingt es im Ergebnis doch ausgefallen und überraschend gut. Einiges Mal kranken die durchweg starken Songs allerdings an den Egos der Beteiligten. Ein Max Cavalera ist stimmlich und lyrisch eingeschränkt, Grund genug seine Stärken dann im richtigen Moment absolut dominant und rücksichtslos auszuspielen. Flotte Thrashriffs in Kombination mit massiven Grooves und seine präsente Stimme, zerfetzen dann sekundenschnell so manche mühevoll aufgebaute Einzigartigkeit und verwandeln einige Songs schlagartig in reine Cavalera-Songs. Fairerweise muss man aber sagen, dass er noch nie so modern klang, wie in diesem Kollektiv.

KILLER BE KILLED hat den Posten hinterm Mikro gleich dreifach besetzt – klingt eine Spur drüber, macht aber im Ergebnis durchaus Sinn. Troy, Max und Greg bedienen unterschiedliche Stufen der Aggression auf eine jeweils andere Weise und verfügen über verschiedene melodische Entfaltungsmöglichkeiten. KILLER BE KILLED spricht somit alle erdenklichen Emotionen an, gerne auch in einem einzigen Lied. „Melting Of My Marrow“ beweist eindrucksvoll, was passiert, wenn diese Mischung explodiert und alle Sterne günstig stehen. Wo holt Troy Sanders diese grandiosen Töne in dieser Intensität her? Ein wütender, progressiver Batzen, der dem Hörer vor Ehrfurcht die Kinnlade herunterklappen lässt, eigentlich nur noch zu toppen vom atmosphärischen-sexy Rausschmeißer „Forbidden Fire“. Rauchschwaden steigen auf, alles wird entspannt und lässig… bis plötzlich harsche Growls die Ruhe gewaltig stören, nur um nach kurzem Aufbrausen wieder in den zurückhaltenden Takt umzuschwenken. RAGE AGAINST THE MACHINE haben früher auch so grandiose Songs geschrieben, die den Hörer von einem Gefühlszustand in den nächsten schubsen können. „Fire To You Flag“ ist ebenfalls vorne anzuführen, ein ausrastender Greg schreit im Duett mit Max um die Wette und das wütende Duo tritt richtig fett Ärsche. Teilweise weiß man schon gar nicht mehr, wer jetzt gerade ins Mikro röhrt – einfach genial!

Damit wären wir auch beim einzigen Kritikpunkt des Debüts – manchmal will das Quartett einfach zu viel und kann die Qualität nicht dauerhaft halten. Richtige Ausfälle gibt es zwar keine und die Punktzahl ist absolut berechtigt (und sogar Tendenz nach oben), aber so manches Mal gehen die kreativen Pferde mit KILLER BE KILLED durch.  Beinahe verlieren sich manche Arrangements in derart fantasievoller Abwechslung, die ganz anders endet als sie ursprünglich begann und eventuell auch ursprünglich gedacht war. Böse Zungen würden sagen, dass man auch den ein oder anderen Kompromiss heraushört – das wird dem einen Hörer mehr auffallen, und manche auch gar nicht stören.

Bei der Aufzählung der Beteiligten werden sich die wenigsten Jubelstürme bei David Elitch ausgebrochen sein – völlig zu Unrecht, denn dieser entpuppt sich als heimlicher Star von KILLER BE KILLED. Eventuell liegt es daran, dass man kaum Erwartungen an ihn hat. Fakt ist, dass Mr. Elitch druckvoll wie eine Presslufthammer und energetisch wie ein wilder Derwisch hinter dem Drumkit tobt. Noch dazu verfeinert er zahlreiche Momente durch einfühlsame, intuitive Kreativität. Ähnlichkeiten zu NAILBOMB sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn die vier Alphas eine eigenständige Brühe aus Groove, Thrash und Progressive Metal zusammengerührt haben. KILLER BE KILLED ist eine richtig spannende Band mit mächtig Druck unter dem Kessel und dem dringenden Wunsch nach Nachschlag und Konzerten. Wer nur ansatzweise mit einem der vier Herren etwas anfangen kann, der sollte unbedingt in KILLER BE KILLED reinhören!

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30.04.2014

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1 Kommentar zu Killer Be Killed - Killer Be Killed

  1. udovonderkuhwiese sagt:

    der erste song hat mich auch etwas angeödet, aber im weiteren verlauf nimmt das album gut fahrt auf. das macht spaß zum hören, und appetit auf mehr.