Killbody Tuning - 47°0'40.00''N / 6°42'20.00''E

Review

Ein Albumtitel wie „47°0’40.00“N / 6°42’20.00“E“ der Schweizer Band KILLBODY TUNING lädt natürlich geradezu dazu ein, diese Angaben zu googlen. Heraus kommt man in einem Waldstückchen in der französischsprachigen Schweiz – welchen Schluss man daraus bezüglich des Albums ziehen kann, ist mir allerdings nicht ganz klar. Egal. Dieser Titel macht jedenfalls neugierig, welche Musik sich dahinter verbirgt. Übrigens basiert ein Teil von „47°0’40.00“N / 6°42’20.00“E“ auf der Musik, die KILLBODY TUNING für den Film „Dernière Chasse“ des Regisseurs Julien Humbert-Droz geschrieben haben; laut eigenen Angaben entstanden aus der Filmmusik aber neue Stücke, die sich jetzt auf dem Album befinden.

Grundsätzlich ist für ebenjenes wohl der Begriff Postrock recht zutreffend. Dieser kommt die meiste Zeit instrumental daher, so startet der Opener „Ara Ubiorum“ mit minimalistischen Gitarren, die im Laufe des Stückes die typische langsame Steigerung (auch eine kleine Steigerung des Härtegrades) erfahren; insgesamt bleibt das Stück aber eher verhalten und wirkt ein wenig wie eine Art Einleitung für das folgende „Seestrasse“, das relativ schnell Fahrt aufnimmt, dann mit seiner leicht melancholischen, harmonischen Atmosphäre und einprägsamen Melodie punkten kann und dabei etwas an ältere LONG DISTANCE CALLING erinnert. Zwei Stücke des Albums sind mit weiblichem Gesang versehen, das verträumte „Marker Of Change“, zu dem die sanften, unaufdringlichen Vocals wirklich gut passen sowie der letzte, atmosphärische Song „Muswell Hill“, der den Gesang ebenfalls gut einbindet, bei dem er meiner Meinung nach aber nicht unbedingt zwingend ist. Ansonsten haben KILLBODY TUNING typische Postrock-Trademarks wie die fast obligatorischen auf- und abschwellenden Gitarren, die Spannungskurven zwischen ruhigen, träumerischen und heftigeren Parts oder die z.T. schwelgerischen Songstrukturen zu bieten, teils hört man auch (Post) Metal-Einflüsse (z.B. in „Mountain Home“) heraus. Elektronische Elemente wie beispielsweise bei GOD IS AN ASTRONAUT finden sich aber nicht.

„47°0’40.00“N / 6°42’20.00“E“ ist ein schönes Album, das mit sieben durchdachten und interessanten Songs aufwarten kann; wer allerdings das ultimativ Neue im Postrock sucht, wird es wohl hierauf nicht finden. Außerdem vermisse ich bei KILLBODY TUNING noch ein wenig die eigenen Charakterzüge, die sie von anderen Bands des Genres unterscheiden. Das ändert aber nichts daran, dass Freunden vorwiegend instrumentalen, erdigen Postrocks das Album mit dem zugegebenermaßen nicht sehr einprägsamen Titel durchaus empfohlen werden kann.

08.06.2012

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