Kid Rock - Rock N Roll Jesus

Review

Der steinerne Rob, Namensvetter des Kinderfelsens, hat ja in umnmittelbarer Nachbarschaft zu diesem Review bereits sein Fett abbekommen, nun ist also KID ROCK dran, und ihm wird es nun noch schlechter ergehen als ROB ROCK. Liebt der vaterländische Kollege TED NUGENT Waffen, Autos und Frauen und gibt sich gerne ultrakonservativ, haben wir es bei KID ROCK mit einem nationalistischen, ludenhaftem Macho-Verhalten nicht gänzlich abgeneigten Mainstreamrocker waschechter US-Amerikanischer Stromlinie zu tun, der auch gerne mal die Rechte kreisen lässt; Tommy Lee, auch kein Kind von Traurigkeit in der Hinsicht, kann ein munteres Liedchen davon singen.

So verwundert es denn nach dieser Einleitung nicht allzusehr, dass auch „Rock N Roll Jesus“, das neueste Werk von KID ROCK, von der permanenten Anbiederung an alle Trends lebt, die Verkauf versprechen; er gibt sich selbstgerecht, konventionell und schwimmt stets in der Mitte des Stroms. Funk, Hard Rock, Blues, Soul, Country, R&R, alles, womit man im Radio punkten kann, wird hier simpel-elegant verwurstet, geschickt, glatt, massenkompatibel. Schon der Opener „Rock N Roll Jesus“ gibt diese Marschrichtung vor, ein wenig AEROSMITH-light, dazu ein AC/DC-kompatibles Riff und möchtegernstaubgequälter Gesang. Das balladeske „Amen“ kann durchaus Sonntag vormittag nach dem pflichtgemäßen Kirchgang gehört werden, auch währenddessen, ohne dass der Reverend etwas dagegen haben könnte, so patriotisch-christlich tönt es hier.

Und so geht es weiter, KID ROCK will gefallen, nirgends Anstoss nehmen, buhlt um Bräute, Cheerleaders, Stripperinnen und die Nachbarin mit Zahnspange gleichermaßen („Sugar“). Ansprüche stellt er keine. Es muss gut produziert und Wiedererkennbarkeit gewährleistet sein, Tradition besteht um ihrer selbst willen, man tritt auf der Stelle („Hott“). Männer wollen erobern, schmalztriefend werden Cowboyhemden mit Fliege kombiniert. Hat hier einer „Scheiße“ gesagt? Das ist aber schlechte Erziehung… Ein KISS-Shirt gilt als anstössig, sind das Satanisten? So in etwa darf man sich die Atmosphäre des Albums vorstellen.

Peinliche Rap-Eskapaden fehlen natürlich ebensoweinig wie Musik, die zu Olympischen Spielen US-Athleten zu noch mehr Gold verhelfen soll. „When You Love Someone“ singt unser KID munter, während er das Herbstlaub vom Grundstück harkt. Hier hat einfach alles seine Ordnung, Outlaws und Rebellen sind weit weg, die Welt ist okay, gut, der Termin beim Psychiater will noch wahrgenommen werden, denn alltägliche Eheprobleme finden solcherart ihre zufriedenstellende Bewältigung. BRYAN ADAMS scheint nie allzuweit entfernt.

Was PUR für unsere grandiose Republik, das kann KID ROCK für die US-Amerikaner sein: Musik zum Nebenherhören, Abschalten, Vergessen („Half Your Age“, ein außerordentlich gräßlicher Song). Wie in einem Provinz-Country-Club tönt es eine knappe Stunde, immer auf der gleichen Wellenlänge, langweilig, öde, einschläfernd. Aber dafür ist diese Musik wohl auch konzipiert: Als Berieselung beim Einkaufen, zum Hamburger, beim Tanken. Eine Art Nicht-oder Antimusik, denn Aufmerksamkeit möchte unser KID nur auf seine Person lenken, die Musik ist nur das Mittel dazu.

03.11.2007

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