Im Wust und Dschungel der Veröffentlichungen geht zumeist die Platte unter, die entweder nicht von einer großen Band stammt, nicht aggressiv promotet wird und/ oder eher schwierig zugänglich ist. KHÔRADA sind (noch) kein großer Name, auch wenn zumindest zwei bekannte Bands die musikalische Laufbahn der involvierten Musiker geprägt haben. Auch mit der Zugänglichkeit hat die Band so ihre Schwierigkeiten. Zeit für eine verborgenes Kleinöd.
AGALLOCH + GIANT SQUID = GIANT AGALLOCH?
Während Ex-AGALLOCH Frontmann John Haughm sich mit PILLORIAN die Zeit vertreibt, haben die Herren Anderson, Walton und Dekker mit Aaron John Gregory (Ex-GIANT SQUID) einen dicken Fisch an Land gezogen. Was macht man nun? AGALLOCH mit GIANT-SQUID-Vokals? Weit gefehlt! Das PILLORIAN-Debüt klang zumindest noch wie eine schwarze Version von AGALLOCH. KHÔRADA hingegen haben eine ganz individuelle Ausdrucksweise gefunden, die sich weit von GIANT SQUID und sehr weit von AGALLOCH entfernt hat.
Wenn man diese Musik mit dem Genrekonstrukt Black Prog beschreiben möchte, so trifft dies nur im Sinne der anfänglichen Sperrigkeit den Kern der Sache. „Salt“ ist definitiv nicht zwischen Suppe und Kartoffeln zu begreifen, sondern erfordert einige Durchläufe und viel Detailarbeit. Paradox erscheint zunächst, dass das Album heavier und zugleich melancholischer klingt, als es der erste Blick vermuten lässt. Die einzige logische Begründung hierfür ist die Chiffrierung inhaltlicher und musikalischer Inhalte im Metatext.
Wenn Aaron Gregory beispielsweise in „Water Rights“ „Profit has no sense of right or wrong“ jauchzt, dann verbindet sich Entrüstung über die Zustände der Welt mit einer gewissen Note von Resignation, die sich im Alter gelegentlich einschleicht. Die Texte sind dabei immer groß angelegt, egal ob nun sozialkritische oder sehr persönliche Inhalte behandelt werden:
„How disappointed
they’ll be when
unearthing the truthThey will dig through
our plastic cocoonsThey will
have to theorize
how we died“
„Salt“ – von der Romantik zur Moderne
Während der Ansatz von AGALLOCH mit großen Naturbildern ganz in der Romantik verwurzelt war, so haben sich KHÔRADA zum Expressionismus und zur klassischen Moderne entwickelt. Im Mittelpunkt stehen das persönliche Empfinden, die Emotionalität und der Mensch selbst. Ein Vergleich der Coverartworks erleichtert diese Betrachtung.
Wo soll man bei „Salt“ anfangen? Sicherlich erschließt sich das Album am ehesten im Kontext, als Anspieltipps im Vorfeld sollen allerdings „Seasons Of Salt“, „Water Rights“, „Glacial Gold“ und „Wave State“ als Höhepunkte genannt sein.
Summa summarum – KHÔRADA
Das KHÔRADA-Debüt ist die bisher härteste Nuss des Metaljahres 2018 und totally worth the effort. Im Direktvergleich mit PILLORIAN, sofern dieser überhaupt sinnvoll und möglich ist, haben KHÔRADA die Nase vorn, da „Salt“ frischer, unverbrauchter und eigenständiger klingt. Ausdauernde Hörer entdecken zur Jahreshälfte ein ganz großes Album mit Anspruch, Herz und Verstand.
Die 9/10 sind für mich absolut nicht nachvollziehbar, Album Rezessionen sind immer sehr subjektiv, vom jeweiligen Hörer, und weder sachlich noch objektiv. Bei mir hat diese Scheibe total abgeloost, es klingt natürlich stellen-weise noch Agalloch durch – aber ohne John Haughm an den Vocals ist das echt nichts…mir gefällt die Scheibe nicht, und ich empfinde den „Gesang“ die Stimme als total nervig, lästig…geht gar nicht…dann lieber Pillorian…das kann ich mir anhören. \m/
da bin ich ganz anderer Meinung. Für mich ist es, nach Primordials ‚Exile Amongst The Ruins‘, das zweite bisherige Album des Jahres.
Hier ist alles da was ich in Musik suche: Spielfreude, Kreativität, großartige Ideen, Kunstfertigkeit, und ja…auch gute Vocals.
Verglichen mit dem für mich eher uninspiriertem und ziemlich langweiligen Album von Pillorian zieht ‚Salt‘ aber sowas von eindeutig vorbei!
Im Übrigen finde ich Salt überhaupt nicht sperrig. Es ist auch eine der Stärken des Albums die zahlreichen musikalischen Einfälle so geschickt zu verbinden, dass es zumindest bei mir gleich auf Anhieb gezündet hat
Rezessionen sind eigentlich eher objektiv, da es sich dabei um wirtschaftliche Tiefs handelt.