Wer mit dem musikalischen Output KEEP OF KALESSINs vertraut ist (egal, ob man die letzten Alben mag oder – wie ich – eher nicht), wird mir zustimmen, dass Gitarrist Arnt Ove „Obsidian C.“ Grønbech verflucht fix an den Saiten ist. Und wenn dieser eine Grønbechsche Saitenhexer den anderen Grønbechschen Saitenhexer mit den Worten „Wer der Meinung ist, ich sei ein guter Gitarrist, sollte sich mal meinen Bruder anhören.“ empfiehlt, will ich diesen Ratschlag auch befolgen und mir dessen Projekt KHONSU zu Gemüte führen.
Wenn ich ehrlich bin, hätte ich die Informationen zum Verwandtschaftsverhältnis gar nicht benötigt, um die Nähe zu KEEP OF KALESSIN zu erkennen. Auch S. Grønbechs Gitarrenarbeit ist technisch auf höchstem Niveau, extrem fix und pointiert – bis hin zu rhythmischen Figuren, die an die letzten KEEP OF KALESSIN-Veröffentlichungen erinnern („Inhuman States“ zum Beispiel – mit Abstand der zackigste Song des Albums – könnte ohne Weiteres als solche durchgehen). Allein, der atmosphärische Ansatz und auch die Herangehensweise an seine Arrangements unterscheiden die Brüder dann doch.
So stellt der KHONSU-Mastermind die Gitarren häufiger auch mal in die zweite Reihe… Nein, so kann man das auch nicht sagen: Die rhythmischen Figuren werden vielmehr immer wieder zu Orgelpunkten „degradiert“ (ohne dabei wirklich in den Hintergrund zu rücken), während die Harmonik in den ausgiebig und stilsicher verwendeten Synthesizern stattfindet. Damit steht KHONSU meines Erachtens ziemlich allein auf weiter Flur – und zusätzlich wirkt der Extrem Metal-Bastard auf diese Weise noch steriler und moderner. Der variable Gesang Thebons (ein weiterer Faktor, der zur KEEP OF KALESSIN-Nähe beiträgt) verstärkt diesen Eindruck durch diverse Effekte (selbst das Auto-Tuning fällt nicht negativ auf!) noch.
So, jetzt der Haken: So gut die musikalischen Ideen S. Grønbechs auch sind – er verliert sich zum Teil ein wenig zu sehr in der von ihm erschaffenen Welt. Will sagen: Die sieben Songs weisen einige Längen auf, die vor allem dadurch zustande kommen, dass Grønbech scheinbar öfter der Versuchung erlegen ist, einem guten Motiv später im Song vielleicht doch noch ein wenig mehr Raum zu geben. Dadurch wird das grundsätzlich nah an der Perfektion agierende Album etwas verwässert. Sehr schade. Sollte Obsidians Bruder es also in Zukunft schaffen, seine Songs mehr auf den Punkt zu schreiben (da darf das nächste Album ruhig etwas kürzer werden!), würde das KHONSUs Musik auf die nächste Ebene katapultieren.
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