Keygen Church - Nel Nome Del Codice

Review

Soundcheck März 2024# 25

 

KEYGEN CHURCH ist ein Projekt von Victor Love (Vittorio D’Amore – toller Name, oder?), der auch für MASTER BOOT RECORD verantwortlich zeichnet und seine musikalischen Ideen in die Tastatur haut. Wie MASTER BOOT RECORD veröffentlicht auch KEYGEN CHURCH bei Metal Blade Records. Beide Projekte ordnet er dem eigens geschaffenen Genre Synth-Metal zu, wobei KEYGEN CHURCH mit massivem Orgel- und Choreinsatz ein Experiment in einem barocken Sound-Umfeld darstellt. Und das alles zu 100% digital erzeugt. Dies ist wichtig zu betonen, weil es manchmal gar nicht so leicht zu glauben ist.

Bei dieser Sound-Umschreibung flackert schnell Simon Belmont – der peitschenschwingende Vampirjäger aus Konamis legendärer Videospielreihe CASTLEVANIA – in großen roten Buchstaben im Hinterkopf auf. Denn welches Bild würde hier spontan besser passen als ein Setting aus dem ikonischen Super Castlevania IV? Doch kaum erklingen die ersten Klängen von „Nel Nome Del Codice“ übernimmt erstmal eine andere Assoziation: Liegt da etwa versehentlich ein THERION-Album auf dem Plattenteller? So kitschiger… ähm, opulenter Elemente bedienen sich doch sonst bevorzugt die schwedischen Symphonic Metaller.

KEYGEN CHURCH – Castlevania trifft THERION

Doch recht schnell bringen sich auch elektronische Orgel und Piano in das pompöse Spiel ein und lösen das Stirnrunzeln auf. So folgt auf den symphonischen Anfang der Einsatz von treibenden elektronischen Drums und der Gitarre, die zusammen dem gesamten Sound einen markanten Stempel aufdrücken – sich jedoch im Verlauf des Albums auch stets zur rechten Zeit zurückzunehmen wissen.

Da Victor Love sein Projekt auch als Liebeserklärung an alte Programme, Spiele und Cracks versteht – als Kult des alten Codes – nehmen die Kompositionen quasi-religiöse Züge an, beständig schwankend zwischen kathedralem, wuchtigem Bombast und einer einfachen, verträumten Romantik mit Piano und Orgel. Und werauchimmer jemals einem Endgegner der Marke Dracula, Kefka oder Dark Force gegenübergestanden hat, der wird eine wohlige Gänsehaut bei Titeln wie „Sulla Via Della Gloria“ oder „La Voce Del Destino“ verspüren.

Dabei ist ein Eintauchen in das Universum von „Nel Nome Del Codice“ bei Vertrautheit mit Konsolen- und Gaming-Klassikern schnell möglich, aber auch bei Vorlieben für extremen symphonische Metal der Marken SEPTIC FLESH oder BAL-SAGOTH ist flott ein Anknüpfungspunkt an den „synthetischen Metal“ der Marke KEYGEN CHURCH gefunden. Nur eine Abneigung gegen allzu üppige Keyboardsounds und impulsive Wechsel innerhalb von Songs sollte man definitiv nicht mitbringen: „Nel Nome Del Codice“ klingt stets soundtrackhaft und dick auftragend. Dennoch werden die extremeren und metallischen Einflüsse nie ignoriert, sodass ein allzu gefälliger Ablauf verhindert wird.

Spread the Code: „Nel Nome Del Codice“

Der einzige Kritikpunkt an „Nel Nome Del Codice“ findet sich im Songaufbau: KEYGEN CHURCH könnte seinen Sound noch etwas stärker fokussieren und nachvollziehbarer strukturieren. Noch stärker wäre die Wirkung der bereits jetzt beeindruckenden Melodien. Aber die große Stärke von „Nel Nome Del Codice“ liegt ohnehin in seiner prunkvollen Stimmung und den Assoziationen an eine pixelige Sound-Welten zwischen FINAL FANTASY und MEGA MAN, sodass dies dem Werk keinen wirklichen Abzug bescherrt, sondern eher eine Anregung für den möglichen Nachfolger darstellen soll: Famose Melodien sind jedenfalls genug vorhanden, am Spannungsbogen kann noch etwas gearbeitet werden.

Ansonsten gelingt es „Nel Nome Del Codice“ spannenderweise und trotz aller digitalen Erzeugung zu keiner Zeit steril oder gar leblos zu klingen, sondern stets eine fesselnde Wärme und Beschwingtheit auszustrahlen: Schwer zu glauben, dass hier ein künstlicher Chor die gesamte Arbeit verrichtet. Es fällt leicht, das Experiment KEYGEN CHURCH als überaus gelungen zu bezeichnen. Mag Mister Love seine musikalische Nische noch mit möglichst vielen weiteren Veröffentlichungen dieser Machart füllen.


Kein Metal und trotzdem für viele Metaller interessant: Synthwave. Die elektronische Spielart rund um apokalyptische Endzeit, Palmen in Miami und Neonreklame wird einmal monatlich auf metal.de mit einem ausgewählten Release gewürdigt. Also: Synth Or Die!

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05.04.2024

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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