Ketzer - Starless

Review

Galerie mit 15 Bildern: Ketzer - Eindhoven Metal Meeting 2018

Man sieht es schon den Artworks an: KETZER entwickeln sich mit jedem neuen Album. Zwar sind das bis dato erst drei, die Sprünge haben es aber in sich. Ganz besonders in Bezug auf „Starless“, das Neuwerk der Bergisch-Gladbacher, die einst Black Thrash Metal gespielt haben, der sich in Sachen Räudigkeit kaum hinter Szeneveteranen wie AURA NOIR verstecken musste und vor einer begeisternden Spielfreude strotzte. Inzwischen tönt das alles sehr viel verhaltener. Definitiv kein Black Metal, so gut wie kein Thrash, sehr viel weniger Metal im Allgemeinen, oft maximal Heavy Metal – stattdessen eher verfinsterter Rock, und auch nur leicht finster, weil KETZER glücklicherweise auf Klargesang verzichten (vermutlich auf dem nächsten Album).

Der Opener ist auch der Titelsong, eine Nummer, die primär aufgrund ihrer rockigen Ausrichtung aufhorchen lässt. Einen gewissen Hit-Charakter kann man „Starless“ nicht absprechen, weil die Ohrwurmlastigkeit doch über reine Eingängigkeit hinausgeht. Ja, man trällert den Refrain mit, aber hier liegt auch die Betonung: man trällert eben. KETZER haben die Zügel enorm gelockert, von der damaligen Hau-drauf-Attitüde ist nichts mehr übrig. Ganz logisch, dass das viele vor den Kopf stoßen wird. Andererseits: Auch das Zweitwerk „Endzeit Metropolis“ ging bereits sachter zu Werke, tendiert aber mehr zu „Satan’s Boundaries Unchained“. Insofern sind KETZER in den vier Jahren seit Veröffentlichung von Album Nummer zwei nicht nur einen Schritt weiter Richtung (im besten Fall) Heavy Metal und Progressivität gegangen. Im zweiten Song fällt die deutsche Textzeile „Das Messer schneidet tief ins Fleisch“ auf, der Refrain von „Godface“ hört sich, und das ist kurios, ein wenig an wie der in „Starless“, während „Count To Ten“ doch wieder den Metal ins Spiel bringt, nur leider auf äußerst stumpfe Weise. Das Gleiche gilt für „Shaman’s Dance“ und ganz ehrlich: Wo soll dieses uninspirierte Rumgeriffe hinführen, das klingt, als würden ein paar Kids ihre ersten Proben für eine neue Metal-Core-Band machen? Zwar könnte der Beginn der genannten Nummer auch eine Liedeinleitung à la SLAYER sein, doch in der Folge langweilt das Stück lediglich. Mit „Limbo“ endet das Album überraschend psychedelisch.

Eines muss man den Musikern zugutehalten: Die Selbstwahrnehmung funktioniert. Denn die nachstehenden Ausführungen und vor allem das letzte Wort fassen den Eindruck gut zusammen, den das dritte Studioalbum hinterlässt: ‚“Starless“ wird die Lücke zwischen Realität und Religion schließen. Gibt es dort eine Wahrheit? Vor Jahrhunderten blickte die Menschheit nachts in die Sterne, um das Universum und ihr Leben darin zu hinterfragen. Um Antworten zu finden, entstand die Mythologie, doch Religion und Mythos stellen keine Verbindung zur modernen Welt her. Vielmehr haben sie die Sterne am Nachthimmel ausgeblendet – womit wir „starless“ geworden sind, eben sternenlos. Begleitet uns, singt die Weisen des Universums und spielt die Sphärenmusik!‘

Das Problem von „Starless“ ist nicht die Entwicklung per se. Wäre das dritte Album eine starke Rock- und Heavy-Metal-Platte mit spannenden progressiven Auswüchsen, würde das genau an dieser Stelle, in diesen Zeilen gewürdigt werden. Wenn man aber nur eine Handvoll guter Idee in den Topf wirft, kann das Ergebnis schlicht fad schmecken. Dazu kommt ein viel zu glatter Sound, der gerade bei den paar Stakkato-Riffs negativ auffällt. Und wenn mittelmäßige Songs auch noch steril gebügelt daherkommen, ist das auf gut Deutsch gesagt eben doppelt kacke. Interessant ist in dem Zusammenhang vielleicht noch die Tatsache, dass „Starless“ die erste KETZER-Veröffentlichung via Metal Blade darstellt. Noch interessanter erscheint der Fakt, dass die Besetzung seit der Bandgründung im Jahr 2008 stabil ist, daher handelt sich die Neuausrichtung wohl zumindest um eine kollektive Entscheidung. Trotzdem: viel Rock um nichts!

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29.01.2016

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