Vor drei Jahren stießen KETZER der Metal-Landschaft gehörig vor den Kopf. Nach den Black-Thrash-Massakern der ersten beiden Platten vollzog die Band mit „Starless“ einen optisch wie musikalisch radikalen Stilwechsel. Indierock-Beats und Alternative-Rock-Riffs dominierten urplötzlich den Sound der Band. Einzig das Gekeife erinnerte noch an die Anfangstage. Umso spannender ist daher die Frage, wohin es KETZER mit „Cloud Collider“ verschlägt.
KETZER überraschen erneut
Eins machte bereits die erste knallharte Single „No Stories Left“ klar: Den Weg von „Starless“ führt das Quintett mit seinem vierten Album nicht weiter. Eine gnadenlose Rückkehr zum Black Thrash ist „Cloud Collider“ allerdings auch nicht, obwohl wieder vermehrt Blastbeats und 16tel-Riffs zum Einsatz kommen, wie im brachialen Opener „Keine Angst“.
Doch spätestens in der Bridge machen sich die Alternative-Rock-Anleihen breit. KETZER verbinden somit die experimentellen Sounds von „Starless“ mit der puren Gewalt ihrer ersten beiden Platten. Dieser Mix zieht sich über die gesamte Spielzeit von „Cloud Collider“ durch. Dadurch besitzt das Album ein hohes Maß an Abwechslung und Dynamik.
„Cloud Collider“ – ein anspruchsvolles Werk
Aber KETZER präsentieren sich nicht nur als anspruchsvolle Songwriter, sondern auch als Musiker mit einem Gespür für griffige Hooks. „This Knife Won’t Stay Clean Today“ etwa frisst sich durch die stetige Wiederholung des Songtitels kurz vor Schluss ins Ohr. „Walls“ wartet wiederum mit seinem knackigen Mitsing-Refrain auf.
Dem gegenüber stehen Tracks wie das verkopfte Titelstück, das Eingängigkeit links liegen lässt. Hier legen KETZTER eine komplexe Struktur vor, die mehrere Durchgänge erfordert, um sie gänzlich zu erfassen. Zum Ausgleich gibt es mit „Forever Death“ anschließend ein vergleichsweise entspanntes Instrumentalstück, welches in das dissonante „The Wind Brings Them Horses“ überleitet. Spätestens an dieser Stelle wird klar: Bei der Struktur der Platte hat sich die Band genauso viele Gedanken gemacht, wie bei den Songs an sich.
Jenseits aller Konventionen
KETZER holen zwar nicht die ungestüme Aggression von „Satan’s Boundaries Unchained“ zurück, folgen aber genauso wenig der Linie von „Starless“. Stattdessen fordert die Band ihre Fans ein weiteres Mal mit einem Album heraus, das so wohl keiner erwartet haben dürfte. „Cloud Collider“ ist ein komplexes Werk, auf dem der Hörer viel entdecken kann – vorausgesetzt, er lässt sich auf diese anspruchsvolle Reise abseits jeglicher Genrekonventionen ein. Schauklappenfreie Metalheads greifen ohne Umschweife zu.
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