Kerrs Pink - Mystic Spirit

Die Progressive-Rock-Band KERRS PINK ist bereits seit Ende der Siebziger aktiv und veröffentlichte in zum Teil riesengroßen Abständen in unterschiedlichen Besetzungen ihre Studioalben. 11 Jahre nach ihrem letzten Werk kommt mit „Mystic Spirit“ das neue, sechste Album der Norweger. Die Retro-Progger um Gitarrist und Gründungsmitglied Harald Lymont dürften daher wohl hauptsächlich nur Insidern ein Begriff sein.

KERRS PINK fahren einen Stil, der irgendwo zwischen Progressive Rock, Hard Rock und skandinavischem Folk angesiedelt ist, und das schon seit Jahrzehnten in kaum veränderter Form. Und so ist auch „Mystic Spirit“ tief in der Tradition norwegischer Kultur verankert. Im Fokus stehen entspannte Melodien, die aufgrund der exzellenten Gitarrenarbeit und fokusierten Keyboards schnell ins Ohr gehen und dennoch anspruchsvoll sind. Gerade diese fast schon träumerischen Momente erinnern gerne an CAMEL und SPOCKS’S BEARD. Die Harmonien verschmelzen mit dezenter Melancholie, hier und da wird zusätzlich Akkordeon eingesetzt. Neben den wunderschönen Gitarrenmelodien ist es vor allem noch MAGIC PIE Sänger Eirikur Hauksson, der mit seiner eindringlich rauchigen, starken Stimme die monumentalen, spannungsgeladenen Stücke mitprägt. Dabei klingt er manchmal nicht ganz unähnlich zu Neal Morse. Angefangen vom ruhigen Opener „Final Curtain“, über das berauschende „Mysterious Wood“, das intensive Instrumental „The Storm“, das lebhafte „Secluded“ bis zum knapp 11minütigen Epos „Earth To Earth“ und abschließenden „The Last Journey (Ode To Jostein)“ gefallen KERRS PINK mit ihrem bezaubernd atmosphärischem, sehr melodischen, meist entspanntem, nie verworrenen oder zu komplexen Material. Vielleicht ist es dem einen oder anderen Progger zu „simpel“ gehalten, denn wirklich vertrackt gehen die Norweger nicht zu Werke. 

KERRS PINK ist mit „Mystic Spirit“ ein wunderbar harmonisches Comeback gelungen. Würde mich freuen, wenn der Nachfolger nicht wieder so lange auf sich warten lässt.