Kernel - Servant Of God

Review

Die Erwartungshaltung zu dieser Scheibe war in meinem Fall etwas verzerrt, ging ich doch ob einiger Vorabinformationen davon aus, es handele sich hierbei durchaus um Musik mit einem nicht unwesentlichen modernen Element – von Metalcore war da die Rede. Stattdessen verschlägt es den Hörer nun tatsächlich viel mehr die thrashige Richtung, auch wenn Italien für diesen Stil nicht unbedingt berühmt berüchtigt erscheinen mag. So darf dahingehend bereits im Voraus festgehalten werden, dass die vier Jungs ihre Arbeit durchweg recht passabel verrichten, auch wenn die Identitätsfindung zweifelsfrei noch nicht abgeschlossen ist.

Nachdem die ersten Töne der Platte durch die Boxen gerauscht waren, vermochte ich zunächst meinen Ohren nicht mehr zu trauen, und zwar just in dem Moment, als Ivan Clavarella hinter dem Mikro anfing seiner Rage freien Lauf zu lassen. Nun, jedenfalls steht der genannte Name auf dem Papier – ich habe auf alle Fälle als erstes nachgeschaut, welche Verbindungen Tom Angelripper in Italien unterhält. Ein zweites Mal hingehört…und ein erneutes “Nein, da irgendwas nicht stimmen“. Ivan scheint genau hingehört zu haben, denn gesanglich klingen KERNEL wirklich wie ein SODOM-Verschnitt neuerer Tage.

Dennoch sollte man in der Gesamtheit vorsichtig sein, die Truppe als vollständige SODOM-Paraphrase abzustempeln, auch wenn ebenfalls instrumentale Vorwürfe in diese Richtung sicherlich nicht gänzlich aus der Luft gegriffen sein mögen. Eine klare, zeitgemäße Produktion lässt einem potenziell aufkommenden Rumpel-Charme keine Chance, sorgt andererseits aber für teilweise saubere Headbang-Momente mit Kraft und Dynamik. Die verwendeten Riffs und Hooklines mögen zwar irgendwo ganz passend wirken, sind dafür allerdings alles andere als aus der Trickkiste, sondern bedienen sich viel mehr an konventionellen, schon zu oft gehörten Ideen. KERNEL scheiden also als großer Überfliegeraspirant definitiv aus, könnten aber für Thrash- und Speedhungrige eventuell interessant sein.

01.04.2009
Exit mobile version